Altonaer Gemeinde geht neue Wege Die Rettung der Paul-Gerhardt-Kirche

Die Paul-Gerhardt-Kirche auf der Grenze zwischen Ottensen und Bahrenfeld wurde 1956 eingeweiht. Mit ihrer deutschen Nachkriegsarchitektur zwischen Tradition und Aufbruch zieht sie weder Touristen noch Stadtbummler an. Die Gemeindegrenzen wurden willkürlich gezogen. Der Stadtteil zwischen "Fabrik" und Stresemannstraße ist geprägt von einem Mix aus angestammter Wohnbevölkerung, Gewerbe und Kulturszene.

 

Es ging um Finanzen

Es sei damals zwar in erster Linie um Finanzen gegangen, erinnert sich Pastorin Barbara Schiffer. Dahinter habe jedoch auch die Frage gestanden, ob die Gemeinde für den Stadtteil überhaupt noch eine Bedeutung habe. Nach intensiver Beratung beschloss der Kirchenvorstand, sich professionelle Coaching-Hilfe für das Erneuerungsprojekt zu holen. Das Motto war schnell gefunden: "Schmeiß Deine Kirche nicht weg."

 

Als Zeichen der Öffnung wurde zuerst der stabile Zaun rund um das Kirchengeländer abgerissen. Heute ist die Grünfläche frei zugänglich und große Gartenstühle laden zum Verweilen ein. Ziel war es, die Gemeinde für den Stadtteil attraktiv zu machen und Menschen außerhalb der Kerngemeinde anzusprechen. Das Gemeindehaus wurde an den Kinderladen "Die Wilde 13" vermietet, mit dessen Mietzahlungen die Grundsanierung abbezahlt wird. Der ökumenische Verein "Andere Zeiten" feiert seine Fasten- und Adventsgottesdienste hier.

 

Meditation für Jugendliche

Besonders wichtig ist der Gemeinde die Zusammenarbeit mit der benachbarten Max-Brauer-Schule. Zweimal in der Woche bietet Pastorin Annika Woydack den Jugendlichen eine Meditation an. In der Kirche darf dann noch gesprochen werden, aber unten in der Sakristei ist absolute Ruhe. Die Nachfrage ist ungewöhnlich groß. Geplant ist zudem, dass im Inneren des Kirchturms eine "Kletteroase" für die Schüler gebaut wird. Hinzu kommt das traditionelle Gemeindeprogramm mit Konzerten, Gesprächskreisen, Frauenfrühstück und Bibelkreis.

 

Weiter soll der große Gemeindesaal umzugestaltet werden. Die Finanzierung ist allerdings noch unklar. Mit dem Preisgeld von 25.000 Euro wird erst einmal die alte Theaterbühne zu einem Gemeindebüro umgebaut. Außerdem soll in der Garderobe die neue "Jugend-Lounge" entstehen. Noch Zukunftsmusik ist ein Stadtteil-Bistro auf der Grünfläche. Auch im Stadtbild fällt die Kirche jetzt mehr auf: Der Lichtkünstler Michael Batz hat ein Konzept für die Kirche entwickelt, das die Säulen und den runden Altarraum hervorhebt. Jetzt erstrahlt sie jeden Abend in neuem Licht.