Glockengeläut-Projekt auf der Veddel Elektro-Klänge vom Kirchturm

Der Kirchturm der Immanuelkirche auf der Veddel.

Vom Kirchturm der Immanuelkirche auf der Veddel in Hamburg erklingen seit diesem Monat ungewöhnliche Töne. Statt des Glockengeläuts ist eine elektrische Gitarre zu hören. Möglich macht das die neue Technik im Glockenturm: Weil die Vibrationen der echten Glocken Schäden an dem alternden Kirchturm verstärken könnten, hat die Kirchengemeinde zum Frühjahr 2020 ein elektronisches Geläut angeschafft. Das Glockengeläut wird über Lautsprecher abgespielt.

Das brachte den Veddeler Bauingenieur Benjamin Brunn, der sich im Kirchenvorstand besonders für den Erhalt des Glockenturms einsetzt, auf eine ungewöhnliche Idee: das Läuten der Kirchturmglocken durch moderne Musik zu ersetzen. Seit diesem Monat nun ist diese Idee in die Tat umgesetzt. Menschen auf der Veddel bekommen das Zeugnis zu Gehör –­ täglich außer montags jeweils von 8 bis 20 Uhr im Viertelstundentakt. „Die Klangprogramme sind kurz gehalten“, sagt Brunn. Sie dauern in etwa so lang wie die gewöhnlichen Glockenschläge. Um Viertel nach sind sie am kürzesten, zur vollen Stunde am längsten. „Jeden Tag um 18 Uhr gibt es einen kleineren musikalischen Höhepunkt des Tages.“

 

Für Brunn, der nebenberuflich 20 Jahre elektronische Musik produziert hat, lag die Idee nahe: „Der Klangturm Hamburg-Veddel ist die Konsequenz aus vielem, was ich in 15 Jahren auf der Veddel erlebt und gelernt habe, und die Corona-Pandemie ist der ideale Anlass für die Umsetzung.“

Zwölf Künstler konnte Brunn für das Projekt begeistern. Sie komponieren nun musikalische Stücke eigens für den Klangturm auf der Veddel. Eine spezielle Software spielt sie anstelle des Glockengeläuts ab.

 

Mischung aus lokalen, nationalen und internationalen KünstlerInnen

Das Projekt läuft ein ganzes Jahr, pro Monat ist eine Künstlerin oder ein Künstler an der Reihe. „Ich habe mich um eine gute Mischung aus Künstlerinnen und Künstlern aus dem Quartier, lokalen, nationalen und internationalen bemüht.“ Und so unterschiedlich die Künstlerinnen und Künstler, so vielfältig auch die Musikgenres: In diesem Monat sind elektrische Gitarrenklänge von Andrew Pekler zu hören. In anderen Monaten werden es auch mal moderne Elektro-Sounds, Posaunen oder Ambient-Klänge sein.

„Anfangs hatten wir die Laustärke etwas leiser eingestellt.“ Da die Reaktionen aber positiv seien, sind die Klangschnipsel nun gut auf der Veddel zu hören

Das Projekt wird gefördert vom Musikfonds e. V. mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, von der Gwärtler-Stiftung sowie vom Verfügungsfonds des Stadtteilbeirats Hamburg-Veddel.

Weitere teilnehmende Künstlerinnen und Künstler im Überblick:

Andrew Pekler, Juli 2021
Nika Son, August 2021
Félicia Atkinson, September 2021
Hans Schüttler, Oktober 2021
Tintin Patrone, November 2021
Derya Yildirim, Dezember 2021
Frank Bretschneider, Januar 2022
Dave Wheels, Februar 2022
AtomTM, März 2022
Even Tuell, April 2022
Midori Takada, Mai 2022
Kinder der Schule auf der Veddel, Juni 2022
Olaf Nicolai, Juli 2022

Mehr Informationen und Videos im Instagram-Kanal des Klangturm Veddel.

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