Sonntag ist Feiertag Erntedank kontra Wegwerfgesellschaft

Wussten Sie, dass es vor Jahrhunderten eine jüdische Tradition gab, die empfahl, die Ernte nicht bis in die hintersten Ecken zu vollziehen. Es sollte eine Nachlese für die Armen und die Fremdlinge bleiben, so steht es in der Bibel (Mose, Livitikus).

 

Nachlese war straffrei

Die Bauern waren dazu angehalten, Früchte auf dem Feld zurück zu lassen, das galt für Obst, Getreide und Weinberge. So eine freie Nachlese nach der Ernte war auch in Europa geduldet. Essen war schließlich knapp. Heute erleben wir eine andere Ausrichtung. Ein Teil der maschinellen Ernte wird vernichtet, weil die gewachsene Ware zum Beispiel nicht der Norm entspricht. Bei Möhren sollen das bis zu einem Drittel der Ernte sein. Oder Kartoffeln mit Augen, zu klein, zu groß – alles unbrauchbar für Handel oder Fertigungsmaschinen.*

 

Tafeln als Protest

Wer sich mit dem Lebensmittelhandel beschäftigt, ist bald sprachlos darüber, wie mit frischer Ware umgegangen wird. Einen Tag altes Brot oder Kuchen landet auf dem Müll – wenn nicht Tafelhelfer es zu den Bedürftigen bringen. Manche sehen darin auch eine Form des Protests gegen die Wegwerfgesellschaft.

 

Es sind nicht nur der Händler, der Angewelktes aus der Gemüsetheke entfernt – auch der Verbraucher, also die Haushalte werfen jährlich Lebensmittel im Wert von 20 Milliarden Euro weg. Das bedeutet, hier werden Produkte völlig vergeblich angebaut – eine Vergeudung von Dünger, Pestiziden, Strom etc.

Sie brauchen einen Moment um Innezuhalten? Erntedank knüpft da an.

 

*)Literaturtipp: Für die Tonne – Wie wir unser Lebensmittel verschwenden, von Tristram Stuart, Hamburg 2011

 

Erntedank – Tipps

 

Erntedank wird am 2. Oktober begangen – ein Teil der Kirchengemeinden im Raum Hamburg hat das Fest schon gefeiert. In St. Marien in Fuhlsbüttel sind die Besucher am Sonntag (17.00 Uhr) zum Erntedank-Konzert mit Blechbläser und Klavier eingeladen. Mit Werken von Bach, Haydn oder Vivaldi.

 

In der Hauptkirche St. Michaelis feiert die Gemeinde am Sonntag (10.00 Uhr) gemeinsam mit der Bäckerinnung. Die Bäcker und Konditoren der Hansestadt werden die Kirche wieder mit einer Erntekrone, Brot sowie Obst und Gemüse schmücken. Der Einzug der Bäcker mit alten Innungsstandarten ist zu Beginn des Gottesdienstes vorgesehen.

 

Auf der Landesgartenschau in Norderstedt gibt es ein großes Erntedankfest. Dort kann man beim Herbstfest vom 1. bis 3. Oktober und einer großen Apfelausstellung die verschiedenen Sorten kennen lernen. Außerdem sind historische Landmaschinen aufgestellt.

 

In der Hauptkirche St. Trinitatis in Altona wird am Sonntag (10.00 Uhr) in einer ökumenischen Erntedankfestmesse der Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit gedacht. Eingeladen sind auch die chinesische und altkatholische Gemeinde, der Posaunenchor und die Kinderkirche. Ein gemeinsames Mittagessen wird im Anschluss ausgerichtet.