Ärztliche Versorgung für Menschen ohne Papiere Es geht immer um die Angst, entdeckt zu werden

Zwei Mal in der Woche können sich Hilfesuchende bei dem Arzt Uwe Clausen in der Diakonischen Einrichtung behandeln lassen. „Ich akzeptiere nicht, dass so viele Menschen in Hamburg keine ärztliche Versorgung haben“, sagt Clausen. Zumal zehn Prozent der Menschen ohne Aufenthaltsbescheinigung Kinder sind. In Hamburg leben nach Schätzungen bis zu 22.000 Menschen ohne Papiere.

 

Die Sozialarbeiterin und Juristin Carolina Martinez unterstützt den Mediziner bei der Arbeit. Sie berät die sogenannten Illegalen über ihre Rechte. Das Angebot mit der ärztlichen Versorgung müsse jedoch bei den Betroffenen bekannt werden.

 

Bislang herrsche große Unsicherheit bei rechtlichen Fragen, sowohl bei den Patienten ohne Papiere als auch bei den Ärzten, sagte Dirk Hauer, Referent vom Diakonischen Werk. Die ärztliche Schweigepflicht schützt sowohl den Arzt als auch den Menschen ohne Papiere. Der Arzt muss die Daten nicht an die Ausländerbehörde weitergeben.

 

Die ärztliche Sprechstunde richtet sich an alle Menschen, die im Verborgenen leben. Also Menschen, die eingewandert sind oder deren Asylantrag abgelehnt wurde und die dann abgetaucht sind. Viele kommen vermutlich aus Lateinamerika, aus Ghana oder Kamerun, aber auch aus Iran oder Irak, sagte Martinez.

 

Diese Menschen ohne Papiere arbeiten hier, ihre Kinder gehen zur Schule und sie leisten auch einen Beitrag für die Gesellschaft, bekräftigt Clausen. „Aus humanitären Gründen müssen wir ihnen helfen.“

 

Neu an dem Hamburger Projekt ist, dass die Ärzte nicht ehrenamtlich arbeiten, sondern bezahlt werden. Die Spende einer Hamburger Stiftung in Höhe von 100.000 Euro ermöglicht den Betrieb für ein Jahr lang. Bislang waren die Hilfsangebote auf das ehrenamtliche Engagement der Ärzte angewiesen. Operationen wurden schon mal über anonyme Krankenscheine abgewickelt, damit die Daten der Patienten nicht weitergegeben werden können. Doch eigentlich solle diese Dienstleistung auch bezahlt werden, sagt Peter Ogon vom Diakonie-Hilfswerk Hamburg. Er regte an, in Hamburg dafür einen Fond einzurichten.

 

Andere Städte sind da schon weiter: Die Stadt Frankfurt beispielsweise zahlt pro Jahr 195.000 Euro an das Gesundheitsamt, damit dort Menschen ohne Papiere ärztlich versorgt werden, sagt Ogon. Dort habe die Stadt erkannt, dass Prävention wichtig sei, um höhere Folgekosten bei Erkrankungen zu sparen.

 

Tordis Stefan / mk (www.kirche-hamburg.de)

 

Offene Sprechstunde:

Diakonie-Zentrum für Wohnungslose

Bundesstr. 101 - Hamburg

Di, 16.30 - 18.30 Uhr

Fr, 8.00 - 10.00 Uhr

 

 

Weitere Infos:

Asylbewerber haben Anspruch auf eine im Asylbewerberleistungsgesetz geregelte medizinische Versorgung. Das ist eine Grundversorgung, die etwa chronische Krankheiten nicht einschließt. Die zahnärztliche Versorgung bezieht sich nur auf Notfälle. Therapien für psychisch Erkrankte sind ebenfalls nicht vorgesehen. - Diese Leistungen stehen auch Menschen ohne Papiere zu.