Gedanken über den Verzicht Fasten hat viele Facetten – Es kann auch zur Solidarität führen

Fasten hat viele Facetten. Für mich bedeutet Fasten, meine Bedürftigkeit zu spüren. Wenn ich faste (vollständig, was ich hin und wieder tue, oder durch teilweisen Verzicht), sind meine Kräfte nicht im gewohnten Maße da und ich werde mir bewusst: Ich lebe nicht aus mir selbst. Meine Kraft kommt von woanders und wird mir geschenkt.

 

Im Alltag dient - zumindest bei mir, aber sicher geht das anderen ähnlich - Essen auch dazu, eine “Lücke” im Lebensgefühl zu stopfen. Innere Unruhe, Bedürftigkeit, der Wunsch, genährt zu werden: das wird schnell mit ein paar Bissen beruhigt. So wie Eva selbst zum Apfel gegriffen hat. Eine Art “Selbsterlösung” oder ein Versuch der “Selbstheilung”.

 

Beim Fasten bleibt diese “Lücke” im Lebensgefühl plötzlich offen. Das tut weh. Es lenkt meine Gedanken zu der Frage: Was nährt mich eigentlich wirklich? Was brauche ich wirklich zum Leben? Und woher bekomme ich es? Durch den Griff ins Supermarktregal? Oder bleibt es ein Geschenk? Und von wem?

 

Diese Gedanken öffnen mich auch stärker als sonst zur Solidarität mit anderen. Die ganze Schöpfung ist so bedürftig. Vielleicht ist es die Hauptaufgabe von uns Menschen, uns gegenseitig mit dieser Bedürftigkeit auszuhalten und zu unterstützen.

 

Übrigens ist für mich das Abendmahl sozusagen das Gegenstück zur Apfelgeschichte: Eva steht dafür, dass wir mit einem schnellen Griff unser Leben selber ordnen und die “Lücken” stopfen wollen. Im Abendmahl wird ausgedrückt: Das brauchst du gar nicht. Gott schenkt dir, was dich nährt.

 

mk (www.kirche-hamburg.de)