Flüchtlingspastorin mahnt sichere Fluchtwege nach Europa an

Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims

Hamburg - Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims hat eine Woche nach dem Gedenken zum 25. Jahrestag des Mauerfalls daran erinnert, dass "viele andere Mauern und Zäune" fortbestehen. "Sie schotten Europa ab und machen die Grenzen unüberwindbar", sagte die evangelische Theologin am Sonntagabend im Gedenkgottesdienst für die Toten an den EU-Außengrenzen in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Das rühre an den "moralischen Kern unserer Zeit".

Jochims wurde zugleich von Oberkirchenrat Andreas Flade (Kiel) offiziell als Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche eingeführt. Sie hatte das Amt bereits am 1. August von Pastorin Fanny Dethloff übernommen.

Das Überqueren der EU-Grenzen sei lebensgefährlich, sagte Jochims. Viele würden ihren Versuch, über Meere, Mauern und Zäune in Freiheit und Sicherheit zu gelangen, mit dem Leben bezahlen. "Vor unseren Augen, an den Außengrenzen Europas nimmt eine humanitäre Katastrophe ihren Lauf", sagte sie. Die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze müssten daher "Mahnung und Auftrag" bleiben.

"Nur 30 Meilen um das europäische Festland herum wird patrouilliert - gestorben wird im ganzen Mittelmeer", sagte Jochims. Die Grenzen würden undurchlässiger gemacht, aber alternative, sichere Fluchtwege für Menschen, die Schutz benötigen, würden nicht geschaffen. "Das verträgt sich schlecht mit den Werten von Menschlichkeit und Schutz von Verfolgten, die Europa und unser christliches Abendland sich auf die Fahnen geschrieben hat", so die Theologin.

Gott werde oft als abwesend erfahren in der Feindseligkeit der Welt. "Doch Gott wird auch erfahrbar in unserem Handeln", sagte Jochims. Wer den Schwachen und Verfolgten beistehe, der mache "Gott spürbar in unserer Welt". In diesem Sinne gelte es auch, die Toten zu würdigen - "um die Lebenden zu schützen".