Interreligiöser Dialog Für mehr Gerechtigkeit auf der Welt

Axel Matyba ist der Islambeauftragte der Nordkirche

Christliche und muslimische Experten aus zehn Ländern, die sich in ihrer Heimat für den interreligiösen Dialog engagieren, wollen bis zum 16. April Perspektiven zum Thema "Gerechtigkeit" erarbeiten.Die Vertreter kommen unter anderem aus Nigeria, den Philippinen, Palästina, den Niederlanden und Dänemark.

Sie treffen sich in Hamburg mit rund 20 norddeutschen Pastoren, Imamen, Professoren und Studenten. Veranstalter ist das Missions- und Ökumenezentrum der Nordkirche.

Menschen überall auf der Welt sehnen sich nach Gerechtigkeit. Wie kommt der Interreligiöse Dialog vom Gespräch in die Aktion? Fragen an Axel Matyba, den Islambeauftragten der Nordkiche

Religionen haben auch zur Spaltung von Gesellschaften beigetragen. Was macht sie hoffnungsvoll, dass sich das durch den interreligiösen Dialog ändern könnte?
Religionen sind im Laufe der Geschichte immer wieder für Machtspiele missbraucht worden. Auch heute müssen wir uns gegen jede Form von Radikalisierung und Extremismus abgrenzen. Jede Religion hat ein großes Friedenspotential und im Kern geht es um Gerechtigkeit. Es ist unsere Aufgabe, das immer wieder deutlich zu machen.

Wie kann das gelingen, wenn es schon zwischen den Strömungen innerhalb einer einzelnen Religion zu Spannungen kommt?
Unterscheide darf es geben, sie sind produktiv. Es lohnt sich, darum zu ringen und darüber zu debattieren, was den Kern unseres Glaubens ausmacht. Religion muss sich im Leben der Menschen heute bewähren und relevant bleiben.

Sie laden zu einem Austausch zwischen Muslimen und Christen ein – ist das nicht ein bisschen eng gefasst in unserer multireligiösen Welt?
Uns war auch wichtig, ein Zeichen gegen die Stigmatisierung des Islam zu setzen. Vielen Menschen machen ihn derzeit für Terror und Gewalt in der Welt verantwortlich. Da fehlt das Wissen. Das wollen wir ändern. Wir rücken näher zusammen, die Erde ist uns allen anvertraut. Gemeinsam wollen wir uns dafür einsetzen, dass es allen Menschen gut geht – und auf faire Art und Weise miteinander streiten, wenn es nötig ist.

Wie kommt der Dialog zwischen den Religionen aus den Konferenzräumen in den Alltag der Menschen?
Der „Religionsunterricht für Alle“ hier in Hamburg bietet eine große Chance. Aber wir müssen schon früher anfangen, etwa in den Kindergärten. Wissen und Begegnung sind wichtig. Nur so erleben Menschen: Das Andere ist nicht bedrohlich, das Fremde hat seinen eigenen Wert – und es bereichert uns.

Wie wirkt sich der Dialog auf politischer Ebene aus?
Wenn wir über Gerechtigkeit diskutieren, gehört etwa auch das Thema Fluchtursachen dazu. Warum bevorzugt unsere Weltwirtschaftsordnung gewisse Länder? Welche Ungerechtigkeiten gibt es in unserem Land? All das hat auch politische Dimensionen.

Wie ist es zur Auswahl der Länder gekommen, die an der Konferenz teilnehmen?
Das sind Länder, zu denen unsere Kirche Kontakt hat und zu denen Partnerschaftsbeziehungen im christlich-islamischen Dialog bestehen. Wir wollen voneinander lernen: Wie gestaltet ihr den Dialog zwischen den Religionen in Eurem Land, wie wird bei euch Gerechtigkeit durchbuchstabiert, auf der Basis eurer Heiligen Schriften? Wir wollen zunächst gemeinsam überlegen, wie wir die bestehenden Herausforderungen besser bewältigen können.

Öffentliche Podiumsdiskussion über den weltweiten interreligiöse Dialog
Zeit: Dienstag, 12. April, 18 Uhr
Ort: Universität Hamburg, Flügelbau West, Raum 221
Mit der Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, Imam Ramazan Ucar, Ayatollah Reza Ramezani und den Hamburger Professoren Katajun Amirpur (Islam), Ephraim Meir (Judentum) und Ulrich Dehn (Christentum)
Um Anmeldung wird gebeten unter akademiederweltreligionen@awr-uni-hamburg.de.