35 ehrenamtliche Helfer sind für die Kulturloge im Einsatz, um die unverkauften Karten von Theatern und Kirchen an ihre Gäste zu bringen. Das geschieht oft ganz kurzfristig. "Ein paar Stunden vorher werden die Kulturinteressierten angerufen", sagt Gründungsmitglied und Kommunikations-Managerin Margret Lohmann.
Einkommen nachweisen
Wer Tickets bekommen will, muss sich vorher anmelden und sagt, wofür er oder sie sich interessiert. Dann muss man belegen, dass man höchstens 900 Euro im Monat verdient, im Zwei-Personen-Haushalt 1.200 Euro (brutto).
Ist man im Ticketverteiler der Kulturloge, fragen die freiwilligen Helfer je nach Kartenlage an, ob man am Abend in diese oder jene Vorstellung möchte. An der Kasse braucht man dann die Karten nur noch abzuholen, wie jeder andere auch. Ohne weiteren Nachweis von Einkommensverhältnissen.
Geringverdiener heißen Gäste
Erst im Januar hatten acht tatkräftige Hamburger die Kulturloge gegründet. Inzwischen gibt es mehrere Hundert Gäste, so heißen die Geringverdiener hier ganz respektvoll. "Immer wieder kommen auch ganz tolle Rückmeldungen", sagt Lohmann. Die Gäste bedanken sich überschwänglich. "Diese neue Teilhabe an Kulturveranstaltungen löst in vielen Menschen etwas aus, sie gewinnen neue Lebensfreude." Einmal meldete sich eine Frau zurück, die mit ihren Kindern in einer Oper war – ein wunderschöner Abend, den sie sich sonst nie hätten leisten können.
Im Juni sind nun Kampnagel und das Literaturhaus als Kartenlieferanten dazugekommen. Auf das Engagement der Kulturloge ist man auch in Hamburg stolz: So stellt die Sozialbehörde im Rahmen des Europäischen Jahrs der Freiwilligendienste einen Raum zur kostenfreien Nutzung bereit. Im neu gegründeten Haus des Bürgerschaftlichen Engagements (HBE) in Altona können die freiwilligen Helfer der Kulturloge nun ein Jahr lang die Eintrittskarten vermitteln.
Kulturlogen gibt es auch in anderen Städten. Zum Beispiel verteilt die Berliner Kulturloge seit gut einem Jahr freie Plätze aus dem Zuschauerraum an Bedürftige. Und von der Vermittlung haben beide Seiten etwas: Vor vollem Haus spielt es sich auf der Bühne einfach besser. Und die neuen Gäste genießen die Aufführung, weil sie bei Kulturveranstaltungen wieder dazu gehören.
Kontakt zur Hamburger Kulturloge:
Tel. 0800 0180 105 (gebührenfrei)
Montag bis Freitag 15.00 bis 18.00 Uhr
info@kulturloge-hamburg.de
Foto: Gründungsmitglieder v.l.: Marco Schulze, Viviene Lech, Ute Kruse-Fischer, Margret Lohmann, Julia v. Weymarn, Christine Rißmann, Katharina Beu, Mira Böhmer