Weihnachtsklassiker Hamburger Rückenwind für die „Stille Nacht“

"Andante religioso": eine Klavierversion von "Stille Nacht" aus dem Jahr 1909

Vor 200 Jahren schrieb der österreichische Priester Joseph Mohr den Text von "Stille Nacht". Der Hamburger Diakoniegründer Johann Hinrich Wichern sorgte dafür, dass der Weihnachtsklassiker ins Gesangbuch kam

"Stille Nacht" ist das beliebteste Weihnachtslied der Deutschen und ein internationaler Klassiker: Es wird auf der ganzen Welt in mehr als 300 Sprachen und Dialekten gesungen.

1818 erklang das Lied zum ersten Mal in der Weihnachtsmesse im österreichischen Oberndorf. Der Text aber stammt schon aus dem Jahr 1816 vom Priester und Dichter Joseph Mohr (1792-1848). Darum beginnt Österreich auch in diesem Jahr mit den 200-Jahr-Feierlichkeiten. Die Melodie komponierte Franz Xaver Gruber, der Organist aus Mohrs Gemeinde.

Lange Zeit war „Stille Nacht“ als Tiroler Volkslied bekannt. Von dort nahm es seinen Weg über Leipzig nach Berlin wurde zum Lieblingslied von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen.

Wichern bevorzugte die Kurzfassung

Dass das österreichische Lied auch in Deutschland ein Klassiker wurde, verdankt es dem Hamburger Diakoniegründer Johann Hinrich Wichern (1808-1881). Der nahm ins Liederbuch für seine Stiftung "Rauhes Haus" eine Kurzfassung auf.

Die Strophen drei, vier und fünf wurden gestrichen, und die sechste Strophe zwischen die ersten beiden platziert. So steht das Lied auch heute im Evangelischen Gesangbuch.

Bis 1891 soll "Stille Nacht" auch in England, Schweden und Britisch-Indien verbreitet gewesen sein. Christliche Missionare brachten es bis nach Ostafrika, nach Neuseeland und nach Südamerika.

Seit 2011 ist das Lied auch auf der österreichischen Liste des immateriellen UNESCO-Kulturerbes zu finden. Für die "Stille Nacht"-Gesellschaft ist es nicht nur ein Weihnachtsklassiker – sondern auch ein Friedenslied, das Menschen verschiedener Religionen auf der ganzen Welt miteinander verbindet.

  • Der Text des populären Weihnachtsliedes "Stille Nacht" hatte ursprünglich sechs Strophen. Der Hamburger Diakonie-Gründer Johann Hinrich Wichern übernahm für sein Liederbuch die ersten beiden Strophen und platzierte die sechste Strophe zwischen die ersten beiden. Die übrigen drei ließ er weg. So steht das Lied auch heute im Evangelischen Gesangbuch (EG 46). Wir dokumentieren das Lied in der Originalversion.

    1. Stille Nacht! Heilige Nacht!

    Alles schläft; einsam wacht Nur das traute heilige Paar, Holder Knab im lockigen Haar, Schlafe in himmlischer Ruh! Schlafe in himmlischer Ruh!

    2. Stille Nacht! Heilige Nacht!

    Gottes Sohn! O wie lacht Lieb' aus deinem göttlichen Mund, Da schlägt uns die rettende Stund', Jesus in deiner Geburt! Jesus in deiner Geburt!

    3. Stille Nacht! Heilige Nacht!

    Die der Welt Heil gebracht, Aus des Himmels goldenen Höhn, Uns der Gnaden Fülle lässt seh'n, Jesum in Menschengestalt, Jesum in Menschengestalt

    4. Stille Nacht! Heilige Nacht! Wo sich heut alle Macht, Väterlicher Liebe ergoss, Und als Bruder huldvoll umschloss, Jesus die Völker der Welt, Jesus die Völker der Welt.

    5. Stille Nacht! Heilige Nacht!

    Lange schon uns bedacht, Als der Herr vom Grimme befreit, In der Väter urgrauer Zeit, Aller Welt Schonung verhieß, Aller Welt Schonung verhieß.

    6. Stille Nacht! Heilige Nacht!

    Hirten erst kundgemacht Durch der Engel Alleluja, Tönt es laut bei Ferne und Nah: Jesus der Retter ist da! Jesus der Retter ist da!

    (Quelle: Stille Nacht Gesellschaft e.V.)