Initiative gegen rechts Hardy Krüger will ausstiegswilligen Neonazis neue Perspektiven bieten

"Ich bin ein Todfeind der Nazis geworden", sagte Krüger. Er greife jeden an, der "den Führer" glorifizieren wolle oder vergessen zu machen suche, "dass dieser österreichische Größenwahnsinnige und seine Verbrecherbande mehr als 70 Millionen Menschenleben auf das Gewissen von uns Deutschen geladen haben".

 

Krüger wirbt für Sponsoren

Krüger will für das Projekt "Wege in die Zukunft" auf Lesereisen und in Medien-Interviews Sponsoren gewinnen. Unterstützung fand er in dem Film-Regisseur Hark Bohm, dem TV-Journalisten Klaus Bednarz und dem künstlerischen Leiter des Berliner Schlossparktheaters, Dieter Hallervorden. Vorbild des Projektes sei die Initiative "Exit" in Berlin, sagte Krüger. "Exit" biete seit dem Jahr 2000 für Aussteiger aus der rechtsextremen Szene Hilfe zur Selbsthilfe an - etwa 500 Menschen hätten bereits eine neue Existenz bekommen.

 

Klaus Bednarz beklagte eine "chronische Unterfinanzierung" von Anti-Nazi-Initiativen. Dagegen seien Neonazis oft bestens ausgestattet. Allein in Mecklenburg-Vorpommern, wo die NPD seit 2006 im Landtag vertreten ist, seien bis heute rund sieben Millionen Euro Bundesmittel an die Fraktion geflossen. Mit diesen Geldern würden zunehmend sogenannte freie Kameradschaften unterstützt, die in Beratungsbüros, mit Kindertagen und immer sehr naturverbunden im Land präsent seien. Engagierte Bürgerbündnisse gegen rechts oder aktive Kirchengemeinden wirkten dagegen oft "wie der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein".

 

Krüger sprach sich dafür aus, die NPD nicht zu verbieten, sondern sie mit demokratischen Mitteln aus den Parlamenten herauszuhalten. Er wisse aber auch, dass die Angst vor den Neonazis größer werde. Zugleich hätten es Aussteigewillige nicht leicht, sich aus der Szene zu befreien. Er selbst sei zunächst begeisterter Hitler-Junge gewesen, doch ihm seien die Augen geöffnet worden. Als 15-Jähriger habe er bei Dreharbeiten in den Berliner UFA-Studios die Schauspieler Hans Söhnker und Albert Florath getroffen, die ihm von Bergen-Belsen und Dachau erzählten und Hitler einen Verbrecher nannten.

 

Krüger kündigte diverse Medien-Auftritte an, bei denen er für sein Projekt werben will, darunter auch "Beckmann" (ARD, 18. April). Am 28. April soll es im Berliner Schlossparktheater eine Matinee zum Thema geben. Die Schirmherrschaft hat Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) übernommen. Das Intendanten-Büro des Schlossparktheaters soll vorerst auch zentrale Anlaufstelle des neuen Projekts sein.