Kleidertruhe oder Flohmarkt-Café Hunderttausende zum Shoppen in der Kirche

„Ganze Familien kleiden sich hier komplett ein, andere erstehen nur ein Paar Schuhe oder eine Hand voll Schmöker in der Bücherstube“, ergänzt Uderstadt. "Es ist praktische Lebenshilfe, denn viele Kunden haben nicht genügend Geld." Drei Tonnen Kleiderspenden erhält die Wichernkirche jeden Monat. Ein großer Teil wird aussortiert, denn das Angebot soll attraktiv bleiben.

 

Soziale Marktplätze

Die Wichernkirche war eine der ersten, die das Potential dieser Minishops erkannt hat und viel Zeit in die Projekte investiert hat. Fast 40 Stunden in der Woche sind die Räume im Gemeindehaus nun geöffnet - mit Hilfe der Ehrenamtlichen. Solche sozialen Marktplätze sind für den Stadtteil wichtig. Berührungsängste werden ganz nebenbei abgebaut. „Es kommen Lehrer vorbei, die für die Schulbücherei stöbern und auch viele Leseratten und Bücher-Sammler, die sich im modernen Antiquariat auskennen“, sagt Karin Mathiessen, die sich seit fünf Jahren in der Bücherstube engagiert. Ob Menschen mit viel Geld oder mit wenig - alles ist gut: Denn die Sachen sollen weitergegeben werden. Und der Erlös fließt in die Gemeindearbeit.

 

Immer mehr Menschen wollen helfen und solche Projekte unterstützen, diese Erfahrung machen auch andere Kirchengemeinden. Manche betonen dabei mehr den gemütlichen Aspekt mit Flohmarkt und Café. Andere haben die Arbeit so ausgebaut, dass ein spezialisiertes Unternehmen entstanden ist, wie zum Beispiel „Rock und Rat“ in der Martin-Luther-King-Kirchengemeinde in Steilshoop. Dort werden Kleiderspenden angenommen, gewaschen, aufgearbeitet und gegen Spende abgegeben.

 

Wäscherei mit Lieferservice

"Rock und Rat" ist ein integratives Projekt. Mehr als 60 Frauen, auch Lernbehinderte aus Werkstätten haben hier eine neue Aufgabe gefunden. Langzeitarbeitslose arbeiten in der Wäscherei mit Lieferservice, die sich spezialisiert hat auf Menschen, die ihre Wäsche nicht mehr alleine reinigen können.

 

Doch manchmal muss auch eine Initiative schließen, wenn sich langfristig keine Perspektive abzeichnet. Wie das Sozialkaufhaus "Cappello" der Diakonie in Räumen der Trinitatiskirche am Altonaer Fischmarkt. Der Treff schließt Ende September. In diesem Jahren sollte er 10jähriges Jubiläum feiern.