Kulturkirche zwischen Kunst und Kommerz Kein Mercedes-Stern auf dem Kirchendach

Eines ist nach der Öffnung der Kulturkirche und der Vermietung des Kirchenraums nicht geschehen. Dass auf dem Kirchendach ein Mercedes-Stern prangt – das hatte nämlich der Theologe Fulbert Steffensky über das Modell vorausgesagt. Trotzdem sei es mitunter eine Gratwanderung gewesen, räumt Ulrich Hentschel ein. Er war in St. Johannis/Altona 18 Jahre lang Pastor und hat die Kulturkirche und jetzt auch das Buch auf den Weg gebracht. Aber das „Experiment der Altonaer Kulturkirche hat sich gelohnt“ und an dem Konzept müsse nur weiter gefeilt werden. Inzwischen gibt es eine GmbH, gestützt von einer Stiftung, die einen Kooperations- und Pachtvertrag mit der Kirche hat. So fließen Einnahmen zurück an die Kirchengemeinde. Der Kirchenvorstand ist aber immer wieder gefragt, wo der Weg hinführen solle.

 

Nachahmer gesucht

Der Theologe Wolfgang Grünberg hofft, dass die Kulturkirche Nachahmer findet. Das Modell könne von anderen Kirchen nicht übernommen, sondern müsse vor Ort jeweils nach den Möglichkeiten entwickelt werden.

 

Die Architektin Ilse Rüttgerodt-Riechmann blickt auf die Finanzierungsgeschichte zurück. Damals musste die Kirche grundlegend renoviert werden. Die Idee einer Kulturkirche habe sich erst nach und nach herausgeschält. Man wollte den großen Raum erhalten und Chöre auftreten lassen. „Damals gab es keine schwarzen Listen, was geht und was nicht“, sagte sie. Inzwischen könne man aber auf einen reichen Erfahrungsschatz zurückgreifen.

 

Pastor Brandi-Hinnrichs glaubt, dass andere Kirchengemeinden aus den Erfahrungen von St. Johannis lernen können. Eine Kulturkirche brauche aber auch Menschen, die Kultur mögen und keine Angst vor Veränderung haben, erinnerte die Journalistin Monika Rulfs, die auch im Kirchenvorstand aktiv ist.

 

Buchtipp

„...auf dass mein Haus voll werde“ (Lk, 14,23)

Kulturkirche St. Johannis in Hamburg-Altona

Kirche öffnen – Profil gestalten

 

Lutherische Verlagsgesellschaft Kiel, 108 Seiten, geb., 22 Euro

 

Das Buch enthält Aufsätze u.a. von dem Lichtkünstler Michael Batz und dem Theologen Wolfgang Grünberg, den Pastoren Friedrich Brandi-Hinnrichs und Ulrich Hentschel und der Architektin Ilse Rüttgerodt-Riechmann.