Reportage aus St. Markus/Hoheluft Krippenspiel – Uralte Bilder der Sehnsucht

„Maria, wir müssen weg“, beginnt Josef alias Domenic Sutor den Dialog in St. Markus. Maria (Hannah Metzler) fragt nach einer Erklärung und schon bald machen sich die beiden auf den Weg nach Bethlehem zur Volkszählung. In St. Markus spielen zwei ruhige Charaktere die Hauptfiguren: Maria mit buntem Kopftuch und Josef im langen orientalischen Gewand.

 

Lampenfieber noch unbekannt

Besonders herausgeputzt erscheint König Herodes auf der Bühne. Und man kauft ihm ab, dass er die drei Weisen aus dem Morgenland nur zu gerne hinters Licht führen will. Die Kinder haben sichtbar Spaß an der Inszenierung. Und Lampenfieber ist hier noch unbekannt. Nur der sprechende Stern, der fällt heute aus. Dann wird eben improvisiert. „Der Vorleser, halbes Sprechtempo bitte“, tönt die Regie. Am Ende der Probe sind alle zufrieden. Offenbar sind die Kinder auch ein wenig verwandelt von der Geschichte.

 

Beim ersten Mal habe die Diakonin erklärt, dass sie ein Stück spielen, das seit 2000 Jahren überall auf der Welt gespielt wird. „Wir sind ein Teil eines großen Ganzen. Und wir feiern das größte Fest der Kirche, wenn Gott ein Baby wird“, sagt Sabine Simon. Das ist ein Mysterium, das Erwachsene kaum erfassen können. Da fragen die Jugendlichen natürlich nach oder kommen ins Nachdenken.

 

Unverstellte Neugier

„Alle Kinder, auch die größten Rabauken, nehmen von dem Krippenspiel etwas mit“, sagt Simon. Am meisten jedoch lerne sie selbst, nämlich die unverstellte Neugier der Kinder zu erleben. Das ist eine erfüllende Arbeit, die aber auch ständige Präsenz erfordere. Wenn die Jugendlichen immer wieder neue Fragen stellen, sucht sie eine Antwort, die 13-Jährige nachvollziehen können. Zum Beispiel bei den alten Kirchenliedern, wo es um den Begriff des Altruismus geht. Ein Kind müsse erst mal eine Persönlichkeit entwickeln, bevor es Begriffe von Schuld oder Dienen erfassen kann, geschweige denn „von sich verschenken“. Da weigern sich die Kinder.

 

Trotzdem ist die Rolle der Maria in dem Krippenspiel sehr begehrt. Was sicher auch am Stück liegt. Es ist nämlich eine sehr selbstbewusste Maria, neben einem ebenso souveränen wie fürsorglichen Josef. Das sind uralte Bilder der Sehnsucht von einem gelingenden und harmonischen Leben.

 

Krippenspiele in St. Markus/Hoheluft

24. Dez, 15.00 Uhr

und 16.30 Uhr im Gottesdienst

Heiderstr. 1 - Hamburg