Bericht zu Missbrauch Missbrauch: "Ohne Verstehen keine Prävention"

Nicht jedes Gespräch mit einem Pastor oder Pastorin sei eines unter Schweigepflicht, sagte Fehrs. Bezogen auf Gewalttaten sollte mit den Opfern geklärt werden, ob Schweigepflicht überhaupt besteht oder ob sie den Seelsorger davon entbinden.

 

Bei ihrem Bericht zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der ehemaligen nordelbischen Kirche sagte die Bischöfin, der damit verbundene Verstehensprozess sei noch nicht zu Ende. Sie sei dankbar, dass die Betroffenen geredet hätten und das Gespräch fortsetzten. Zu verstehen, was passiert sei und wie es dazu kommen konnte, mache Prävention erst möglich.

 

Fehrs rief zur Courage in der Kirche auf, wenn von einem Missbrauchsverdacht berichtet wird. Der betroffene Amtsträger müsse angesprochen werden, "auch wenn es der Kollege ist". Auch der Dienstvorgesetzte müsse eingeschaltet werden. Informiert werden sollten auch die Präventionsbeauftragten in der Nordkirche, Rainer Kluck und Alke Arns.

 

Betroffene könnten "Lotsen und Lotsinnen" einschalten, die sie beraten, als Beistand vertreten oder gar für sie redeten, ganz wie sie selbst es wünschten, sagte Fehrs weiter. Auf diese Art könne man sich individuell auf Anerkennungsleistungen für erlittenes Leid einigen. "Und zwar Anerkennungsleistungen materieller wie immaterieller Art“, so die Bischöfin weiter. Die Lotsen gehören unterschiedlichen Opferorganisationen an, auch eine kirchliche Lotsin ist dabei.

 

Hintergrund sind unter anderem die Ahrensburger Missbrauchfälle, in die Ruhestandspastor Friedrich H. (71) und sein Kollege Dieter K. verstrickt waren. So missbrauchte K. seit Anfang der 70er Jahre über Jahrzehnte hinweg Jugendliche. Die unabhängige Expertenkommission zur Untersuchung von Missbrauchsfällen in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) will im Sommer diesen Jahres ihren Abschlussbericht vorlegen.