St. Jacobi Oper mit Live-Comic-Zeichner

Johanna von Orleans war eine schillernde Frau und zu allen Zeiten Projektionsfläche für die Menschen, sagt Pröpstin und Hauptpastorin von St. Jacobi, Astrid Kleist. „Johanna war vermutlich eine freiheitsliebende Frau – das bringt sie uns nahe“, ergänzt die Pröpstin. Zugleich sei sie sicher der Tradition verhaftet gewesen – das birgt viel inneren Konfliktstoff – den der Comic-Zeichner in Sekundenschnelle an die Oberfläche holen soll.

 

Leichtigkeit durch Comics

Von der Kirche wurde Johanna damals brutal ermordet, als Ketzerin verbrannt und später von der gleichen Institution als Heilige auf den Sockel gesetzt, sagt Kleist nachdenklich. Aber die Heiligsprechung befreit die Kirche nicht von der Schuld. Gerade wegen des ernsten Stoffs verspricht die Comic-Aktion doch etwas Leichtigkeit auf die Bühne zu bringen, sagt sie. Mit Beamer-Technik sind die Bilder im Entstehen auch auf einer Großleinwand zu sehen.

 

Für den Zeichner Ulrich Scheel ist die Kombination Oper und Illustration eine der spannendsten Entwicklungen im Comic-Bereich. In Berlin ergänzte der Schnellzeichner bereits Theater- und Kammeropern. Bei der Verdi-Oper in St. Jacobi sind die Bilder, kaum dass sie entstanden sind, nur sekundenlang zu sehen. Die längste Einstellung in Scheels Comic-View dauert gerade mal acht Minuten.

 

"Heiliges Sahnehäubchen"

Die musikalische Inszenierung Verdis ist einzigartig. Er hat den historischen Stoff auf nur drei Solisten als Protagonisten eingedampft. Der Chor muss allein 14 verschiedenen Identitäten verkörpern: Höflinge, französische Soldaten, englische Söldner, Bürger sowie gute und böse Geister und mehr, sagt Kirchenmusikdirektor Kelber verschmitzt. Daran sei schon mancher Dirigent verzweifelt – aber Kelber mag das Risiko. Eine musikalische Herausforderung auch für die Solisten. Vorgemacht hatten es in diesem Jahr bei den Salzburger Festspielen bereits die Solisten Anna Netrebko und Plácido Domingo. Die FAZ titelte begeistert: „Heiliges Sahnehäubchen“ über das furiose Stück. In St. Jacobi singt die jugendliche Johanna die stimmgewaltige junge Absolventin der Hochschule für Musik in Hamburg: Hanna Zumsande. Daneben die vielfach auf internationalen Bühnen ausgezeichneten Solisten Geert Smits (Bariton) und Gideon Poppe (Tenor).

 

In diesem Frühwerk von Guiseppe Verdi ist musikalisch schon alles drin, mit Anklängen an Aida, verspricht Kelber. Verdi muss das Stück wie in einem Rausch in nur 14 Tagen geschrieben haben. Die deutsche Übersetzung des Dramas in italienischer Sprache erscheint auf einer Einblendung am Bühnenrand - zum Mitlesen. - Übrigens, wer keine Karten mehr bekommt, kann bei der „Nacht der Kirchen“ am Samstag noch Kostprobe erhalten von Comic meets Opera – aber nur 30 bis 45 Minuten lang.

 

 

Sa, 14. September zur Nacht der Kirchen

20.30 Uhr Highlights aus Verdis "Giovanna d'Arco"

mit dem Live-Comic-Zeichner

22.30 Uhr Orgeltranskription von "Giovanna d'Arco"

Arp-Schnitger-Orgel - Rudolf Kelber

Eintritt jeweils frei

 

 

Fr, 13. September 2013, 19.30 Uhr

Hauptkirche St. Jacobi

Steinstr./Jacobikirchhof (U Mönckebergstr.) - Hamburg

 

Karten: 12 bis 30 Euro (erm. 7 bis 25 Euro), zzgl. VVK-Gebühr

Konzertkassegerdes.de

Kantorei St. Jacobi, Vokalensemble

Orchester Concertone

Leitung: Rudolf Kelber