Pröpstin Kirsten Fehrs für kirche-hamburg.de Pfingsten erklingt die Melodie der Versöhnung

„O Heilger Geist, kehr bei uns ein und lass uns deine Wohnung sein.“ An Pfingsten, so erzählt es die Apostelgeschichte jedes Jahr wieder, fährt die Heilige Geistkraft den Menschen in die Glieder, geht durch Mark und Bein. Sie fährt aus dem Himmel nieder, Feuerzungen teilen sich. Zuvor unbekannte Sprachen brechen aus den Körpern hervor, Menschen werden verwirrt, und mitten im Chaos entstehen auf einmal ganz neue Formen der Kommunikation. Man „kommuniziert“, teilt sich mit, indem man das Brot bricht, die Habe teilt und Gottes Wort hört.

 

Gottes Geist nimmt in den Menschen Raum wie eine neue Lebensmelodie. Ausnahmslos alle sind wie verwandelt. Sie fühlen sich lebendig wie nie. Sind gestärkt und in der Lage aufzustehen gegen alles Lebensfeindliche und Ungerechte.

 

Pfingsten ist auch eine Herausforderung für jeden mit Vernunft. Wer mag schon gern unkontrolliert begeistert werden? Wer weiß, was da durcheinander kommt in der eigenen Lebensordnung! Was man alles verliert an Sicherheit.

 

Der Geist Gottes kann verwirrend sein und provozierend. Kraftvoll. Feurig. Er ist ein einziges Plädoyer dafür, die selbst gesteckten Grenzen zu riskieren und Widerstand zu üben gegen Gewalt und Feindseligkeit – das gilt übrigens auch der Feindseligkeit gegenüber sich selbst.

 

Pfingsten ist dagegen das Fest des Lebens, bei dem die Melodie des Erbarmens und der Versöhnung aufspielt, die den Menschen aus seiner Selbstbegrenzung herausholen und wandeln will. Musik eben, die zum Leben hilft, jeden Morgen neu. Auch und gerade angesichts der Heilsvergessenheit in dieser Welt.

 

Hören wir also genau hin auf Gottes Melodie, die in uns ankommen und spielen will. So wird die Gnade Gottes in uns Raum nehmen, damit die Liebe zum Leben in uns wohnt.

 

Kirsten Fehrs (Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost)