Gastbeitrag zum Thema Burnout Stufen der Erschöpfungsspirale - Wo stehen Sie?

Die erste Stufe der Erschöpfung – Rückenschmerzen und Schlafmangel

 

Typische Zeichen einer beginnenden Erschöpfung sind Rückenschmerzen, Kopf- oder Zahnschmerzen, grippale Infekte, Schlafstörungen, das Gefühl von Energielosigkeit. Alles Beschwerden, die harmlos sein können, aber in einer gewissen Häufung oder Schwere auch Anzeichen für eine beginnende Erschöpfung sein können. Das Tückische daran: Viele nehmen diese ersten Zeichen von Erschöpfung nicht ernst, sondern arbeiten einfach weiter wie bisher. Doch so arbeitet man sich ungebremst tiefer in die Erschöpfung.

 

1. Hilfe: Regelmäßige Pausen. Schon fünf Minuten bringen viel. Auf gesundes Essen, genügend Schlaf und Bewegung achten. Zur Erholung taugt am besten ein Kontrastprogramm zum Joballtag. Laufen statt lesen. Handwerken statt denken.

 

Die zweite Stufe der Erschöpfung – Emotionen spielen verrückt

 

Wer längere Zeit, Monate oder vielleicht sogar Jahre, im Job über seine Kräfte geht, läuft Gefahr, auf die zweite Stufe der Erschöpfungsspirale zu rutschen: Die erschöpfte Seele macht sich auch im Verhalten bemerkbar. Männer reagieren häufig mit Irritierbarkeit, Reizbarkeit und aggressiven Ausbrüchen. Frauen ziehen sich eher nach Innen zurück, fühlen sich verletzt und gekränkt. Trotz, Resignation und ein Gefühl mangelnder Anerkennung machen sich breit. Alkohol oder Tabletten werden als Entspannungshilfen missbraucht. Zugleich spielt die Arbeit aber eine immer größere Rolle im Leben der Betroffenen: Viele versuchen paradoxerweise gerade durch noch mehr Arbeit, Überstunden oder sogar neue Projekte gegen die Erschöpfung anzukämpfen. Das Gefühl nicht mehr leistungsfähig zu sein, stellt sich ein.

 

Die Folge: Aufmerksamkeits- und Konzentrationsprobleme nehmen zu. Schuldzuweisungen sind häufig: „Wenn die Unternehmensleitung nicht immer neue Anforderungen und Projekte schaffen würde, wäre alles kein Problem!“ oder „Wenn mein Mann sich nur ein wenig mehr um den Haushalt kümmern würde, wäre alles in Ordnung!“

 

Körperliche Beschwerden verstärken sich. Um die Arbeit trotzdem zu schaffen, werden alle anderen Interessen vernachlässigt: Freizeit, Freunde, Partner, Familie – und keine Zeit für sich selbst. Schuldgefühle nehmen zu, umfassen jetzt Job und Privatleben: „Jetzt bin ich auch noch eine schlechte Mutter, ein böser Vater, ein unfähiger Partner!“

 

Angebotene Auswege aus der Erschöpfung können nicht mehr erkannt oder wahrgenommen werden. Die Gedankenspiralen kreisen zu eng um den Job. Schleichend und oft unbemerkt kommt es zu einem totalen Rückzug von den Mitmenschen.

 

1. Hilfe: Häufig sorgen hier Krankheiten für eine Zwangspause, in der man zum Nachdenken kommt. Denn nur das hilft hier: Ein ehrliches Resumé, warum man sich so aufreibt, wie viel Aufgaben man wirklich erledigen möchte – und wie realistisch die eigene Zeitplanung ist. Warum man allen Ansprüchen gerecht werden möchte – und was man dagegen tun könnte. Manchmal sind eine Haushaltshilfe und bessere Absprachen mit dem Partner hilfreich. Manchmal löst ein klärendes Gespräch mit dem Chef den Knoten. Oder man kommt den Ursachen mit Hilfe eines Coachs oder Therapeuten auf die Spur.

 

Die dritte Stufe der Erschöpfung – Leistungstief, Trennungen, schwindender Lebensmut

 

Auf der dritten Stufe der Erschöpfungsspirale wird es gefährlich. Der Partner droht vielleicht mit Trennung. Die Arbeitsleistung beginnt, deutlich schlechter zu werden und Fehler schleichen sich ein. Obwohl viel Zeit mit Arbeit verbracht wird, ist die Effizienz geringer und lässt immer weiter nach. Dies steigert den inneren und äußeren Druck noch einmal. Die Arbeit macht keine Freude mehr, Initiative und Motivation erlahmen und eine traurige, niedergeschlagene Stimmung macht sich breit. Der Körper ist schlapp, der Schlaf maximal gestört. Suizid-Fantasien kehren wieder: „Ich will meine Ruhe haben, einfach weg sein.“ Die anderen Menschen, das was man liebt, alles scheint weit weg. Erstarrung, Apathie oder quälende Unruhe sind vorherrschend. Die Depression ist da.

 

1. Hilfe: Um aus dieser Krise wieder herauszukommen, braucht es professionelle Hilfe! Z.B. durch eine guten Hausarzt, Betriebsarzt, Sozial- oder Personalbeauftragte im Betrieb. Psychosoziale Beratungsstellen, kirchliche Hilfseinrichtungen.

 

 

(mk)

 

Hör- und Lesetipp:

Carola Kleinschmidt, Dr. med. Hans-Peter Unger

Bevor der Job krank macht (Hörbuch)

Ausstieg aus der Erschöpfungsspirale

Kösel Verlag 2008

80 Min, 17,95 Euro

 

Als Buch (5. Auflage 2009)

208 Seiten, 16,95 Euro