Interview mit Carola Kleinschmidt Vergessen sie Denksportaufgaben - komplexere Anforderungen sind nötig

Kleinschmidt: Der Mensch ist ein Beziehungswesen - und auch unser Gehirn reagiert extrem auf Beziehungen. Im positiven Sinne bedeutet das: Wer gute Beziehungen pflegt, sich angeregt unterhalten kann, sich für andere Menschen interessiert, tut viel für seine Gehirngesundheit. Isolation dagegen ist für das Gehirn eine Katastrophe. Es verkümmert. Studien zeigen, dass Einsamkeit ein großer Stressfaktor ist und häufig den Abbau von Gesundheit und Geist voran treibt.

 

Wie lautet die häufigste Falle, in die ältere Menschen geraten und die Prävention nicht umsetzen?

 

Die wohl häufigste falsche Annahme ist: Ach ja, ich werde vergesslich. Das ist wohl das Alter. Heute weiß man, dass sehr viele Menschen bis ins hohe Alter geistig fit sind. Vergesslichkeit und Alter hängen also nicht zwingend zusammen. Und wer merkt, dass er häufig nach Worten sucht oder nicht mehr weiß, was er einkaufen wollte, sollte unbedingt seinem Hausarzt davon berichten. Viele Menschen schämen sich und möchten deshalb nicht über solche vermeintlichen Kleinigkeiten reden. Aber man weiß heute, dass es gerade für das Gehirn sehr wichtig ist, so früh wie möglich, zu erkennen, wenn etwas nicht gut läuft. Dann sind die Chancen auf eine Verbesserung am besten. Und häufig steckt ja auch keine beginnende Demenz hinter Gedächtnisproblemen. Es kann auch Stress sein, eine Medikamentenunverträglichkeit, Schlafprobleme und andere Ursachen.

 

Was kann man konkret zur Prophylaxe tun?

 

Vieles kann man gut behandeln - und so das Gehirn langfristig schützen. Von Bluthochdruck oder schlechten Blutwerten merkt man persönlich jahrelang nichts. Deshalb kümmern sich viele Menschen nicht mit Nachdruck um diese Themen. Und die Hausärzte sind manchmal auch nicht so akribisch wie sie sein sollten. Deshalb: Pochen Sie auf eine gute Behandlung, denn gerade Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Altersdiabetes) und die Blutfettwerte haben langfristig großen Einfluss auf die Gehirngesundheit.

 

Was passiert, wenn hoher Blutdruck unbehandelt bleibt?

 

Ein hoher Blutdruck führt beispielsweise dazu, dass kleine Äderchen im Gehirn kaputt gehen - und kleine Bereiche von Gehirnzellen deshalb absterben. Das macht sich im normalen Leben lange nicht bemerkbar, weil das Gehirn eine sehr große Kapazität zum Ausgleich von Schäden hat. Aber irgendwann, über Jahre, summieren sich die Schäden so, dass sie eine Demenz beschleunigen können. Das kann man verhindern, indem man das Blutdruckproblem gut behandelt.

 

Kann man sich auch überfordern mit zuviel Sport?

 

Menschen, die ständig über ihre Grenzen gehen, tun sich langfristig auch nichts Gutes. In Japan gab es beispielsweise den Aufruf, dass ein bestimmtes Körpergewicht das Idealmaß sei. Viele Menschen fingen an, mit großer Energie Sport zu machen. Aber wenn man vorher nie sportlich war, sollte man sich erst langsam an die Belastung gewöhnen. Die überzogene Sportlichkeit in Japan forderte sogar Todesopfer. Mehrmals in der Woche flott spazieren zu gehen, reicht für die Gehirngesundheit völlig aus.

 

Wie bewerten Sie Denksport für Ältere?


Mit Denksportaufgaben ist es so eine Sache: Sie werden viel beworben und angepriesen. Und wenn sie Spaß machen: Nur zu! Allerdings trainiert man mit Denksportaufgaben vor allem exakt die Aufgaben, die man übt. Nur komplexere Anforderungen ans Gehirn oder wechselnde Aufgaben können die Gesamtleistungskraft des Gehirns verbessern. Bewegung fordert beispielsweise, dass man sich im Raum orientiert und die gesamte Motorik usw. Musizieren wiederum fordert die Feinmotorik heraus, das Gehör und so weiter. Entscheidend ist ein Mix aus verschiedenen Aufgaben.

 

mk (www.kirche-hamburg.de)

 

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