#AhoiMartin Was für ein Tag!

Hamburg-Trip mit Reformation: Sonja und Heinke aus Bonn kamen zufällig und blieben

Unter dunklen Wolken begann das Fest mit einer Schweigeminute: Bischöfin Kirsten Fehrs rief auf, an die Opfer des Anschlags in einem Barmbeker Supermarkt zu denken. Es sei verstörend und erschütternd, wenn die Gewalt so dicht an die Menschen heranrücke, sagte sie. 

Das Mitgefühl gelte den Opfern, Angehörigen und Freunden. Gemeinsam beteten mehrere hundert Menschen auf den Magellan-Terrassen das Vaterunser.

Dann zog Fehrs ihren schwarzen Mantel aus und stand in einem weißen Blazer da. Das Schiff sei ein Symbol für die Kirche, aber auch für die Freiheit – und für diese sei Martin Luther eingetreten. "Freiheit und Nächstenliebe sind Geschwister", sagte Fehrs. Mit den Worten "Ahoi Martin" eröffnete sie das Fest: sieben Stunden erfüllt mit Musik, Gesprächen und kulinarischen Genüssen. Welche Thesen heute aktuell sind, lesen Sie in unserer Social Wall

Starker Auftritt

Sie haben sich im vergangenen Jahr intensiv mit Luther auseinandergesetzt – die Tänzer, Sänger und Rapper der HipHop Academy. Herausgekommen ist das starke Stück "Lutheronstage", dass den Geist des Reformators in unsere Zeit übersetzt – gegen Ignoranz und Getrieben sein, für Freiheit und dafür, sich anderen zuzuwenden – mit offenen Händen statt geballter Faust. Die Botschaft: "Wenn du verloren bist, suche das Licht. Der Weg nach oben führt unten rum."

Die echten Luthers

Sie waren unterwegs, um den Besuchern aufs Maul zu schauen: Die Studenten Juliane, Marcel, Morten und Gerrit in historischer Kluft. Wer wollte, könnte nach dem Gespräch seine These posten oder auf einen kleinen Zettel schreiben und bekam dafür #AhoiMartin-Bonsches. Was die Menschen am meisten beschäftgte: die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die Flüchtlingskrise. 300 Wünsche, Fragen und Anregungen kamen so zusammen. Nachzulesen sind sie auf der Social Wall von kirche-hamburg.de

Die Thesentür

Die Thesentür war die 850 Seemeilen mit dem Nordkichenschiff gereist. Die 400 Thesen, die dabei gesammelt wurden, sollen der Synode der Nordkirche übergeben werden. Wie viele andere Festgäste hämmerte Barbara Schmidt, 31, aus Jena im Auftrag ihrer Mutter eine weitere These an die Tür: "Mehr Spiritualität im Gottesdienst" stand darauf. Mutter Johanna kommentierte das so: "Ich wünsche mir, dass Gottesdienste ein Stück Himmel zeigen. Weniger Worte sind manchmal mehr."

So ein Segen!

15 Pastorinnen und Pastoren waren den Tag über unterwegs. Wer wollte, konnte mit ihnen ins Gespräch kommen und sich segnen lassen. Nane Schröder, 20, aus Hannover ließ sich von Pastorin Corinna Schmidt vom Ökumenischen Forum Hafencity einen Segen für das Jahr zusprechen und in Erinnerung daran ein blaues Bändchen ums Handgelenk binden. Der Glaube bedeutet ihr viel, sagt Nane. Sie leide unter Epilepsie. "Es ist gut, sich getragen und behütet zu fühlen."

Besuch auf der Artemis

Am späten Nachmittag kam die Sonne heraus, Menschen standen Schlange um beim "Open Ship" auf Deck des historischen Dreimasters "Artemis" zu gehen, der im vergangenen Monat unter der Flagge 500+ zum Reformationsjubiläum gesegelt war. Martin Luther war die ganze Zeit dabei – und schaute auf die Thesen von 150 Hamburgerinnen und Hamburgern, die die Bühne und das Schiff verbanden.

Moonriver Elbe

Bei milden Temperaturen chillten Besucher in Liegestühlen vor der Bühne oder auf den extra angefertigen 500+Reformations-Loungesofas und lauschtem dem virtuosen Gitarren-Jazz des Echo-Preisträgers Giovanni Weiss. Und wer mochte, sang zum Abschied noch "Der Mond ist aufgegangen". Morten und Gerrit, die als Luther verkleidet über das Fest gezogen waren, saßen noch eine Zeit zusammen. Nicht nur einmal hatten sie von Besuchern den Satz gehört: "Ein Fest wie dieses sollte es öfter geben!"