Hamburger Orgel-Kongress Wie lässt sich die Orgel populärer machen?

Die Orgel in der Elbphilharmonie ist eine Zuschauerattraktion.

In Hamburg suchen rund 170 Orgelexperten aus ganz Deutschland vier Tage lang nach Wegen, die Orgelmusik populärer zu machen. Bis Freitag stehen unter anderem Orgelbücher für Kinder, handwerkliche Orgelbauprojekte im Fokus. Die Teilnehmer wollen zudem Ideen entwickeln, wie Orgelkonzerte für jüngere Menschen attraktiver werden können.

Seit Dezember 2017 ist die Orgel immaterielles Weltkulturerbe. Dass die neue Orgel der Elbphilharmonie ein Publikumsmagnet geworden sei, beweise das Potenzial dieses Instruments, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) zum Auftakt des Kongresses in der Hauptkirche St. Michaelis am Nachmittag des 22. Mai. Orgelmusik könne Menschen begeistern – unabhängig davon, ob sie in einer Kirche, Schule, Universität, einem Konzertsaal oder "einer Justizvollzugsanstalt" stehen. Brosda: "Wir müssen nur die richtigen Register ziehen."

Begeisterung schon im Kindheitsalter wecken

Die Begeisterung für die Orgel müsse schon bei Kindern geweckt werden, forderte Orgelbauer Thomas Jann (Laberweinting/Niederbayern), Vorsitzender des Bundes Deutscher Orgelbaumeister (BDO). Um die neue Zielgruppe anzusprechen, ist ein Bilderbuch zur Orgel neu auf den Markt gekommen. Ein Pixi-Buch zur Orgel soll möglicherweise folgen. Auf der Orgeltagung lässt sich sogar ein Bausatz aus Belgien begutachten, mit dem man eine echte Orgel nachbauen kann. Der BDO fördert ein Schulprojekt zum Bau einer Holzpfeife. Viele Organisten bieten Orgelführungen für Kinder an.

Zugang über Ausbildung zum Orgelbauer

Viele junge Menschen würden einen Zugang zur Orgel über das Handwerk bekommen, sagte Jann. Orgelwerkstätten würden an den Schulen gezielt für ihr Handwerk werben. Der Beruf sei vergleichsweise krisensicher, etwa die Hälfte der deutschen Orgeln werde exportiert. Orgelbauer, so Jann, müssten allerdings damit rechnen, zeitweise in Südkorea, Japan, Norwegen oder Russland zu arbeiten.

Der Orgelmusik fehlt nach den Worten des Musikwissenschaftlers Michael Kaufmann (Heidelberg) ein "gesunder Lobbyismus". Es fehle vor allem an Fördermitteln. Hier biete die Aufnahme der Orgel in das Weltkulturerbe große Chancen. Oft werde übersehen, dass gemeinsames Musizieren auch soziale Arbeit sei, durch die der Staat viel Geld spare.

Konzerte ansprechender gestalten

Nach den Worten Kaufmanns könnten die Orgelkonzerte oftmals attraktiver gestaltet werden. Dazu zähle zum Beispiel, dass Organisten ihre Werke dem Publikum vorab erklären. Es gebe zudem Verbindungen zur Architektur, Theologie, Technik und Kulturgeschichte. Aber auch ein freundlicher Empfang, eine angenehme Beleuchtung der Kirche und die Ausrichtung des Programms auf das Publikum zählten dazu.

Die Konkurrenz durch elektronische Orgeln fürchten die Orgelbauer offenbar nicht. Es sei zwar technisch schon viel ereicht worden, sagte Jann. Eine gute elektronische Orgel sei aber nicht billiger als eine handwerklich gefertigte. Schwachpunkt seien meist die Lautsprecher. Ein Orgelkonzert sei ein ganzheitliches Erlebnis, sagte Jann. Dazu zähle auch, den Klang der Orgel körperlich zu spüren. Daher sei es nicht ungewöhnlich, wenn Orgelkonzerte auch für taube Menschen angeboten werden.

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