"Wir wollen zeigen, dass Gott das Leben liebt"

Frei und wild sein wie ein Pirat - Jans Herzenswunsch

Hamburg - Wild sein und ungezähmt, das liegt Jan am Herzen. Deshalb hat er sich die Bierflasche Marke „Störtebeker“ gegriffen und schaut grimmig. Die Kamera hält seinen Ausdruck fest. Fotoproduktion für die Ausstellung „Lebenswelten. Zeig Dein Herz“ in der Hafencity. Die will ein Gegengewicht sein zur Ausstellung im Gebäude gegenüber – den „Körperwelten“.

Das mobile Fotostudio vor dem Ökumenischen Zentrum Hafencity haben Pastor Carsten Hokema und sein Kollege Gunnar Bremer aufgebaut. Direkt gegenüber dem Ausstellungsgebäude der KulturCompagnie. Dort ist seit dem 16. Mai die Ausstellung „Körperwelten“ mit der Präsentation plastinierter Leichname von Gunther von Hagen zu sehen.

Die Kritik an der seit 1995 immer wieder modifizierten Ausstellung reißt nicht ab. Sie störe die Totenruhe, sagte etwa die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. Die "marktschreierischen Körperwelten" nutzten die Toten als Objekt. Das Herz, um das es bei den "Körperwelten" geht, werde auf den bloßen Muskel reduziert. Fehrs wird als Schirmherrin die Ausstellung „Lebenswelten“ am 6. September bei der "Nacht der Kirchen eröffnen.

Doch noch entstehen die Bilder dafür. Jan, 17, ist mit seinen Religions-Kurs vom katholischen Niels-Stensen-Gymnasium in Harburg gekommen. Zuvor haben sich die Elfklässler die Plastinate angeschaut, als Teil einer Unterrichtseinheit. Faszinierend fand er schon, Herz und Gehirn zu sehen – oder ein Paar beim Liebesspiel. Erschreckt haben ihn ausgestellten Föten. „Ich würde nicht nochmal hingehen“, sagt er.

Vor Gunnar Bremers Kamera blüht Jan auf. Von einem Tisch mit Requisiten hat er sich die Bierflasche gegriffen. Nicht, dass er Kampftrinken gut findet. Aber die Freiheit der Seeleute wünscht er sich manchmal.

Viele Menschen nutzen die Chance für ein Foto

Die Idee zu „Lebenswelten. Zeig dein Herz“ entstand im vergangenen Jahr in Bochum. Dort wurde die Ausstellung „Körperwelten“ gegenüber einer baptistischen Kirche gezeigt. „Wir wollen Menschen dazu ermutigen, zum Ausdruck zu bringen, was für sie Leben bedeutet und wofür ihr Herz schlägt“, sagt Initiator Hokema. Er ist im Hauptberuf für die missionarische Arbeit der baptistischen Gemeinden im Norden, sein Kollege für den Süden Deutschlands zuständig.

Der Zulauf ist groß. Um 13 Uhr haben die beiden rund 100 Menschen fotografiert. Auch morgen läuft die Aktion weiter. 100 der lebensgroßen Porträts sind bei der "Nacht der Kirchen" am 6. September zu sehen. Jeder der Fotografierten kann sein Bild bei facebook herunterladen. Für die Ausstellung ausgesucht werden die lebendigsten, sagt Hokema. Wer dabei ist, bekommt das zwei Meter hohe und 80 Zentimeter breite Poster geschenkt.

„Wir wollen zeigen, das Gott das Leben liebt. Jeden einzelnen von uns – in seiner ganz eigenen Art“, sagt Hokema. Und darum darf eigentlich nur jeder einzeln aufs Bild. Doch Andreas,44, kann glaubhaft versichern, dass ihm von allem in der Welt Nicole, 43, am meisten am Herzen liegt. Am 7. Juli wollen sie heiraten. Jetzt haben beide Mittagspause. Gunnar Bremer bereitet alles für das Foto vor. Und dann trägt Andreas Nicole schon einmal für einen kurzen Moment auf den Händen.

Wer sich fotografieren lassen möchte, ist noch morgen den ganzen Tag willkommen. Das mobile Fotostudio hat von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Ort: Ökumenisches Forum Hafencity, Shanghaiallee 12-14

Zum Öffnen der Großansicht bitte auf die Fotos klicken.

 

Die Initiatoren Carsten Hokema und Gunnar Bremer (rechts)

Die Requisiten

Andreas trägt Nicole schon mal auf den Händen - die beiden lassen sich in der Mittagspause fotografieren