Wer die Kapelle betritt, wird mit schlichten, fast seelsorgerlichen Ernst empfangen, als würde der Raum selbst alle Trauer, allen Widerspruch, alle Verzweiflung aufnehmen und verwandeln wollen. Nichts soll von der inneren Bewegung zwischen dem Trauernden und dem Verstorbenen und Gott ablenken.
Vielleicht hat deshalb der Architekt das Dreieck als bestimmendes, wenn auch unaufdringliches Formprinzip gewählt. Es erinnert an das dynamische Geschehen, das die christliche Gemeinde seit alters mit Gott in seiner Einheit aus Vater,
Sohn und Geist verbindet.
Als die Kapelle auf dem gemeindeeigenen Friedhof im Jahr 1928 eingeweiht wurde, hatte sich die Architektur längst von dem
‚Heimatstil‘, der noch die Flottbeker Kirche bestimmt, abgewandt. Auch das mit dem Entwurf beauftragte Architekturbüro Raabe
& Wöhlecke. Der Bau nimmt die klare Formensprache romanischer Basiliken auf und verbindet sie mit, für den Expressionismus typischen, spitzen und dynamisch wirkenden Verzierungen. Der hartgebrannte Klinker wurde für den Hamburger Expressionismus zum Material der ersten Wahl.
Die Kapelle hat den Wandel der Zeiten und Geschmäcker nahezu unbeschadet überdauert, vielleicht auch, weil ihre Gestaltung immer noch überzeugt. Ursprünglich war die Wirkung allerdings weit bestimmter, heller und farbiger als heute.
Dieses Juwel des Hamburger Backsteinexpressionismus gilt es zu erhalten. Darum müssen notwendige Reparaturmaßnahmen durchgeführt, die in die Jahre gekommene Elektrik erneuert und die Patina auf Fenstern und Wänden entfernt werden. Der in der Sanierung von Kirchen erfahrene Hamburger Architekt Matthias Schmidt wurde jetzt beauftragt, die Kapelle nach den Erfordernissen des Denkmalschutzes und des laufenden Betriebs zu restaurieren und zu sanieren. Im nächsten Jahr sollen die Arbeiten beginnen.
Wenn die Arbeiten abgeschlossen sein werden, wird die Kapelle die Menschen in einem besseren Licht und in der beeindruckend farbigen Gestaltung ihrer Anfangszeit empfangen und Raum für ihre Trauer geben.
Ihre Spende hilft, die Kapelle zu erhalten:
Kirchenkreis-HH-West/SH/Friedhof Gr. Flottbek
DE 71 5206 0410 3406 4900 26