Der Trend zum Tauschen, Spenden und Aufmöbeln

Alte Schätze: Pastorin Annika Woydack hat eine Tauschkiste an der Kirche

Altona/Eimsbüttel - Ein Wäschekorb mit Tellern im Hauseingang, eine Bücherkiste in der Bushaltestelle - an allen klebt ein Zettel "Zu verschenken". Brauchbares nicht wegwerfen, sondern weitergeben: Immer mehr Menschen tauschen, spenden und möbeln Altes auf, bevor sie Neues kaufen. Auch Kirchengemeinden folgen diesem Trend.

In Hamburger Stadtteilen wie Altona, St. Pauli oder Eimsbüttel ist es schon länger üblich, das eigene Treppenhaus oder den Bürgersteig vor der Tür als Fläche für Dinge zu nutzen, die einer loswerden will und ein anderer brauchen könnte - neben dem klassischen Flohmarkt.

Wen der Gedanke an die Stadtreinigung davon abhält, Gutes und Schönes einfach an die Straße zu stellen, bringt sie in eine Tauschkiste. Das sind kleine, individuell gezimmerte Häuschen, die an öffentlichen Orten stehen. Und in die jeder Kleidung, Bücher und Geschirr bringen und etwas herausnehmen kann.

Tobias Filmar, 34, ist Schreiner und Psychologe. Er hat im Rahmen des Projekts "Hamburg bist Du" bereits mehrere Tauschkisten initiiert. "Viele Leute sind froh, wenn Dinge, die sie übrig haben, sinnvoll weitergenutzt werden", sagt er. Man müsse nicht für jeden entnommenen Gegenstand immer gleich einen zurückstellen: "Für mich sind es eher Umverteilungskisten".

Jugendliche zimmerten die Tauschkiste

Er hat sein Fachwissen auch beigesteuert, als Müttern von Kita-Kindern an der Paul-Gerhardt-Kirche in Bahrenfeld auf die Idee kamen, eine "Schatzkiste" aufzustellen. Der Plan begeisterte die Jugendlichen der Gemeinde. Zusammen mit dem Hausmeister zimmerten sie die Kiste und bemalten sie.

Die wetterfeste, stabile Hütte ist gut gefüllt mit Kinderkleidung, Geschirr, Wasserkocher, bunten Halstüchern und einem Bügelbrett. "Die Resonanz ist sehr groß", sagt Pastorin Annika Woydack. Drei Kita-Mütter halten monatsweise ein Auge drauf und sortieren unter Umständen auch mal aus.

Um das Aufwerten von Altem oder Kaputtem geht es beim „Upcycling“. Die Schweizer Firma "Freitag" begann vor mehr als zehn Jahren, aus alten LKW-Planen Taschen zu nähen. Dieses Vorbild erfreute sich auch beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg großer Beliebtheit: So wurde das 10 mal 170 Meter große Banner, das am Hafen für den Kirchentag geworben hatte, zu 1700 Taschen umgenäht.

Tauschkisten in St. Pauli/Altona

Paulinenplatz, 20359 Hamburg
Virchowstraße/Chemnitzstraße, 22767 Hamburg
Paul-Gerhardt-Kirche, Bei der Paul-Gerhardt-Kirche 2, 22761 Hamburg

Klamotten und mehr

Frauen-Kleider-Markt
Zeit: Freitag, 19. September, 16-19 Uhr
Ort: Evangelische Familienbildung, Loogeplatz 14

Frauenkrambörse
Kleider, Schuhe Assessoires
Zeit: Dienstag, 7. Oktober, 19.30 Uhr
Ort: Franz-von Assisi-Kirche, Grachtenplatz 13, Bergedorf
Der Erlös geht an den "Notruf für Frauen"

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