Bienenstamm am Michel Hobby-Imker über Hamburgs Dächern

Hobby-Imker David Hohmann

Wenn Hobby-Imker David Hohmann seine Bienen besucht, muss er hoch hinaus. In 65 Metern Höhe sammeln sie ihren Honig im Turm der Hauptkirche St. Michaelis. Von dort fliegen sie zum Nektarsammeln in die umliegenden Stadtteile.

Der Michel-Honig schmecke lecker-fruchtig, sagt David Hohmann, weil er aus dem Nektar verschiedener Pflanzen stamme: "Er kommt von Balkonen, Blumenkästen und Beeten". Lange lagern muss er seinen Honig nicht. Im vorigen Jahr, der ersten Ernte, war er innerhalb weniger Stunden verkauft.

Seit fünf Jahren befasst sich David Hohmann mit Bienen. Eigentlich hat er neben seiner Arbeit als Bühnenbildner für Opern und Schauspielproduktionen sowie seiner Familie gar keine Zeit dafür, kann aber auch nicht davon lassen: "Ich finde Bienen einfach unglaublich spannend und es bringt extrem viel Spaß." Es fasziniert ihn, wie ein Bienenvolk zusammenarbeitet. 17 Kilogramm Honig hat er im vorigen Jahr geerntet und verkauft. Mit jetzt drei Völkern im Turm rechnet er mit 30 bis 40 Kilogramm. Wenn die Lebensmitteluntersuchung abgeschlossen ist, beginnt Anfang August im Michel-Shop der Verkauf.

Imkereien haben in Kirchen und Klöstern Tradition

Hohmanns erste Bienenstöcke standen in Altona. Als er seinen Bestand erweitern wollte, kam er auf den Michel. Er sieht sich in guter Tradition: "In den Kirchen, in den Klöstern gab es ja immer Bienen." Auch die Turmbesucher reagieren durchweg positiv, wenn sie ihn beim Imkern treffen. "Die Touristen sind eigentlich immer begeistert." Mancher erzähle gleich von der eigenen Bienenzucht zu Hause.

Wie ein typischer Imker sieht Hohmann allerdings nicht aus. Mit weißem Schutzanzug, Imkerhut und Pfeife ist er selten zu sehen. Im T-Shirt und mit bloßen Händen zieht er die Rähmchen mit dem Honig aus den Kästen. Stiche bemerkt er kaum. Für ihn sei das weniger schmerzhaft, als von Mücken gestochen zu werden, sagt er.

Flugroute vom Michel bis in die Gärten und Parks

Bis zu drei Kilometer weit fliegen Bienen bei der Nahrungssuche. Vom Michel aus schaffen sie es bis an die Alster-Gärten, nach "Planten un Blomen" und in viele kleine Parks. "Es gibt Stadtteile mit vielen Himbeerbüschen und andere, in denen nur Linden stehen. Das kann man auch schmecken." Laut Untersuchung waren unter anderem Pollen von Himbeeren, Edelkastanien, Sommerjasmin, Liguster, Weißklee und Kornblumen im Honig. Außerdem sei der Stadthonig sehr gesund, die Abgase der Autos schaden den Blüten nicht.

Dass seine Bienen 65 Meter in die Höhe fliegen müssen, um ihren Stock zu erreichen, mache ihnen nicht viel aus, sagt Hohmann. "Der Biene ist relativ egal, wohin sie fliegt." Es könnte höchstens sein, dass sie einen etwas geringeren Ertrag mitbringt, weil sie mehr Energie verliert. Für ihn selbst ist die Bienenhaltung auf dem Michel deutlich mühsamer. Er musste die 30 Kilogramm schweren Kästen über die Treppen tragen, denn bis zu dem Balkon auf der Höhe des fünften Turmbodens reicht der Aufzug nicht.