Hauptkirche St. Nikolai Eine Orgel für die Zukunft

„Solche Möglichkeiten habe ich noch an keiner Orgel kennengelernt“, sagt Nikolai-Organist Tjark Pinne.

Es riecht nach frischem Holz in der jüngsten der fünf Hamburger Hauptkirchen. Noch herrscht Baustellenatmosphäre, wenn man die Hauptkirche St. Nikolai betritt, aber über 7.000 Orgelpfeifen strahlen und schimmern bereits in den Kirchraum, während die letzten Arbeiten der Bonner Orgelbaufirma Klais erledigt werden.

Am Ostersonntag, 9. April, wird die neue Orgel der Hauptkirche St. Nikolai mit Gottesdienst, Orgelführungen, Orgelgala und einem Konzert der Professoren für Orgelmusik Franz Danksagmüller und Wolfgang Zerer feierlich eingeweiht.

Eine Woche zuvor haben sich Kultursenator Carsten Brosda, Hauptpastor Dr. Martin Vetter und Kirchenmusiker Tjark Pinne die runderneuerte Orgel von dem Orgelbauer Philipp Klais zeigen lassen.

 

Innovative Details verbinden sich mit Tradition

Röhrenglocken, Celesta, Snare-Drum und Tam-Tam sind ebenso in diese Orgel integriert wie die Möglichkeit, über ein Touchpad den Winddruck zu regulieren und damit die Pfeifen leise säuseln zu lassen oder ein brausendes Klangbad durch den Raum wehen zu lassen. Zur Erklärung: Röhrenglocken sind von Hammerschlägen angeschlagene große Messingröhren; eine Celesta ist einen Art Glockenspiel; eine Snare-Drum eine Art kleine Trommel; ein Tam-Tam ist ein großer chinesischer Flachgong. Sogar ein MIDI-System ist in dieser Orgel vorhanden – MIDI steht für „Musical Instrument Digital Interface“, ist also eine digitale Schnittstelle für Musikinstrumente – so lassen sich die Pfeifen direkt über einen Computer ansteuern.

 

Ambitioniertes Orgelbau-Projekt

„Seit Jahrhunderten denken Orgelbauerinnen und Orgelbauer darüber nach, welches das Instrument der Zukunft ist“, sagt Orgelbauer Philipp Klais. Mit der neuen Orgel möchte seine Firma aus Bonn dazu beitragen, St. Nikolai zum Schwerpunkt zeitgenössischer und künftiger Orgelmusik in Hamburg, in Norddeutschland und weit darüber hinaus zu machen.

Die Firma Klais hat in den vergangenen Monaten Vorhandenes und Neues in diesem Instrument zusammengeführt. „Die neue Orgel in der Hauptkirche St. Nikolai lotet das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation richtungsweisend aus und erneuert damit Hamburgs Position als bedeutende Orgelstadt“, sagt Kultursenator Carsten Brosda.

 

Monatliche Lounge-Konzerte zum Entspannen

Ebenso innovativ wie die Orgel soll das Programm zum Einweihungsjahr werden: So wird es ein Pride-Konzert nur mit queeren Komponist*innen zum CSD geben. Im August werden zwei Elektro-Musiker aus Berlin die Orgel über ihren Computer zum Klingen bringen. Die Schlagwerkregister sollen bei der Improvisation zu einem Charlie-Chaplin-Film den Rhythmus vorgeben und renommierte Orgelprofessor*innen aus dem In- und Ausland werden im Laufe des Jahres zu Gast sein.

Darüber hinaus soll es monatliche Lounge-Konzerte geben, bei denen man sich auf die Kirchbänke legen und es sich mit Decken und Kissen gemütlich machen kann, und KiKA-Moderator Juri Tetzlaff wird in einem Familienkonzert die Orgel der Nikolaikirche präsentieren.

 

Die neue Orgel hat sogar eine eigene App

Eine Orgel-App wird zudem Videos über den Orgelbau, Baupläne sowie alle Konzertprogramme auf digitale Art präsentieren. „Solche Möglichkeiten habe ich noch an keiner Orgel kennengelernt“, sagt Nikolai-Organist Tjark Pinne.

Fast fünf Jahre schwieg die Orgel am Klosterstern. Die Orgelbaukosten liegen bei über drei Millionen Euro, das Projekt wird ausschließlich aus Spenden und Fördergeldern finanziert. Die Aufnahme in das Denkmalschutz-Sonderprogramm VIII der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien bedeutete eine Förderung in Höhe von über einer Million Euro.

„Hinzu kommen großzügige Spenden von Stiftungen und Privatpersonen, die einen weiteren bedeutenden Beitrag leisteten – und darin liegt die Stärke des gesamten Projekts, dass es so viele Menschen überzeugt und begeistert, ohne die wir die neue Orgel nicht hätten realisieren können“, sagt Hauptpastor und Propst Martin Vetter.

Einweihungsprogramm, weitere Termine und Informationen: www.hauptkirche-stnikolai.de