Kooperation Eritrea-Gemeinde nutzt Kreuzkirche Ottensen

Manuela Heyns und Pastor Matthias Kaiser von der Tabita-Gemeinde nehmen die neuen Gemeinde-Partner Tsegai Mebrahtu und Pastor Hybu Hargeweyne in die Mitte

Jeden zweiten Sonntag im Monat stapeln sich 400 Paar Schuhe im Eingang der evangelischen Kreuzkirche Ottensen, und zwar morgens um 5 Uhr. Denn dann feiert die eritreisch-orthodoxe Gemeinde dort Gottesdienst. Die vielen neuen Nachbarn sind Anlass für eine ungewöhnliche Zusammenarbeit

Wenn die orthodoxe Gemeinde von bis 13 Uhr zu Gast in der Kreuzkirche ist, nutzt die evangelische Gemeinde ihre zweite Kirche St. Ansgar. „Was wir hier leben, ist Ökumene im besten Sinne“, sagt Tabita-Pastor Matthias Kaiser.

Die Kooperation war zuvor einstimmig vom Kirchenvorstand der Tabita-Gemeinde beschlossen worden. Ende Januar wurde die eritreisch-orthodoxe St. Michel-Gemeinde mit einem Festgottesdienst als neuer Partner begrüßt.

"Der Glaube ist Halt und Stütze"

Die Eritreer hatten sich bisher im Schröderstift in Eimsbüttel getroffen. Gast-Pastoren leiteten den Gottesdienst, für einen eigenen Pastor hatte die Gemeinde zu wenig Mitglieder.

Doch das hat sich durch die vielen geflüchteten Menschen geändert. Inzwischen gehören 1.000 Männer und Frauen zu der Gemeinde. Vier Pastoren hat sie inzwischen.

Weil der Platz fehlte, wandte sich Vorstandsmitglied Tsegai Mebrahtu an die Tabita-Gemeinde. "Die Menschen sind traumatisiert", sagt er. Sie brauchten nicht nur im Alltag Hilfe und Unterstützung. „Der Glaube ist ihnen Halt und Stütze.“

Berührungsängste abbauen

Die neue Zusammenarbeit sei für manche Menschen in der Umgebung und der Gemeinde eine „Herausforderung“, weiß Tabita-Pastor Kaiser. Vor dem ersten Gottesdienst hatte die Gemeinde sogar den HVV über den Kundenansturm informiert.

Und auch der Ablauf des Gottesdienstes sei auf den ersten Blick ungewohnt, so Kaiser. So ziehen Männer und Frauen etwa ihre Schuhe aus, bevor sie den Kirchraum betreten, sie sitzen getrennt – und tanzen vor dem Altar gemeinsam.

Kaiser empfindet dieses Miteinander als Bereicherung. Zugleich sieht er seine Gemeinde in der Pflicht, weiter über den neuen Partner zu informieren und so Berührungsängste abzubauen. Kaiser: "Wir wollen zeigen, dass Hamburg für die Christen aus anderen Ländern nicht nur eine Zuflucht, sondern eine Heimat sein kann."