Start des Winternotprogramms "Wir bieten einiges, und wir erwarten einiges"

Manuela Heyns zeigt einem Obdachlosen die Ausstattung des Wohncontainers

Großes Glück für Karl-Heinz (52) aus Ostfriesland: Er hat einen von vier Plätzen in einem Wohncontainer neben der Kreuzkirche Ottensen bezogen. Die Plätze sind Teil des Winternotprogramms, das jetzt gestartet ist. Es bietet Obdachlosen in Hamburg etwa 780 Plätze an. Neben zwei Großunterkünften gibt es auch zahlreiche Wohncontainer in Kirchengemeinden. An der Kreuzkirche Ottensen zogen mit Karl-Heinz drei weitere wohnungslose Männer ein.

Am 1. November zum Start des Winternotprogramms überreichte Manuela Heyns, Vorsitzende des Kirchengemeinderats, ihm und drei weiteren wohnungslosen Männern je einen Schlüssel, die Hausordnung und eine prall gefüllte Kulturtasche. Für fünf Monate können die Männer jeder in einem eigenen, abschließbaren Raum wohnen. Ein Team aus 15 Mitgliedern der Tabita Kirchengemeinde steht ihnen bei Fragen und Problemen ehrenamtlich zur Seite. Finanziert werden die Container von der Stadt.

 

Klare Regeln bezüglich Drogen und Gewalt

"Gott sei Dank", sagt Karl-Heinz, in den Händen eine Tasse mit heißem Kaffee. "Letzte Nacht war ganz schön kalt." Er nimmt glücklich ein Stück von dem selbst gebackenen Zitronenkuchen, den es zur Begrüßung im Gemeindehaus gibt. Zwei Ehrenamtliche aus dem Team und Manuela Heyns bauen den ersten Kontakt auf. "Wir bieten einiges, und wir erwarten einiges", sagt Heyns. Sie erzählt, dass Bettwäsche und Handtücher im festen Rhythmus abgeholt und gewaschen werden. "Aber wir erwarten, dass Sie sich und die Räume sauber halten." Putzmittel stellt die Gemeinde ihnen zur Verfügung. Bezüglich Drogen und Gewalt gibt es klare Regeln.

Die Wohncontainer gehören zum Hamburger Winternotprogramm. Insgesamt stehen seit 1. November 130 solcher Plätze bei Kirchengemeinden und Hochschulen zur Verfügung. Die Kosten trägt die Stadt, Ehrenamtliche betreuen die Bewohner. "Die Plätze sind immer sehr begehrt", weiß Melanie Mücher, Leiterin des Diakonie-Zentrums für Wohnungslose, das für die Zuteilung der 86 Plätze zuständig ist. "In einem Container ist viel mehr Privatsphäre gegeben als in den Großunterkünften." Außerdem können die Bewohner auch tagsüber in ihrem Raum bleiben.

 

Vergabe der Plätze per Los

Bereits am Mittwoch hat die Diakonie de Plätze vergeben – per Losverfahren. Natürlich sorge das auch für Unmut, so Mücher. "Es gibt immer mehr Bedarf als Plätze." Vor der Tagesaufenthaltsstätte für Wohnungslose (TAS) warteten rund 120 Personen und hofften auf einen Platz. Mitarbeiter der TAS teilten den Männern, die das Glück hatten, das richtige Los zu ziehen, hre Plätze im persönlichen Gespräch zu.

Manuela Heyns hat für jeden der vier Gäste ein Infoheft mit wichtigen Adressen und einen Umgebungsplan, in dem sie Supermärkte und Apotheken in der Umgebung eingezeichnet hat. Sie ist gut vorbereitet, die Tabita-Kirchengemeinde Ottensen-Othmarschen bietet zum sechsten Mal Plätze im Winternotprogramm an. Die schlichten Container mit Bett, Spind, Tisch und Stuhl haben die Helfer etwas wohnlicher gestaltet und das wichtigste an Geschirr, Besteck, Kochplatten und Bettwäsche für Jeden bereitgestellt. 

 

Ehrenamtliche kommen regelmäßig zu Besuch

Zu Beginn kommen zwei Ehrenamtliche täglich um 18 Uhr zu Besuch. Falls es Probleme oder Fragen gibt – oder einfach zum Reden. "Aber wir werfen auch einen Blick in den Container, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist." Für den zweiten Tag verabredet sich Heyns mit den Männern, um gemeinsam zum HVV zu gehen. Jeder bekommt eine Monatskarte für drei Zonen von der Gemeinde.

Für die Mitarbeiter der TAS sei klar zu sehen, wer im Container untergekommen ist und wer auf der Straße und in den Großunterkünften lebt, sagt Mücher. Im Container könne man zur Ruhe kommen und sich besser ausruhen. "Die Vermittlungsquote in eine Wohnung oder an eine andere Stelle ist bei diesen Menschen deutlich höher."

Auch durch die Kontakte in die Gemeinde können sich Möglichkeiten für die Zukunft der Männer ergeben. Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen wird es genug geben. Hilfe könne die Gemeinde jederzeit gebrauchen, so Heyns, etwa beim Laub harken, wenn die Gemeinde sich zum Gartentag trifft. Oder beim Eintüten der neuen Gemeindebriefe. In der Adventszeit werden die Männer einmal in der Woche zum Frühstück eingeladen.

 

Abends und nachts geöffnet, tagsüber geschlossen

Der Großteil der Plätze des Winternotprogramms steht in den Unterkünften Friesenstraße 22 (400 Plätze) und Kollaustraße 15 (250 Plätze) zur Verfügung. Die Häuser sind von 17 bis 9.30 Uhr geöffnet. Die Diakonie fordert seit Jahren, dass die großen Unterkünfte des Winternotprogramms auch tagsüber geöffnet werden. Außerdem sei es dort nur für wenige Tage möglich, anonym unterzukommen. Nach ein paar Tagen müsse man offenlegen, wie seine Hintergründe sind.