Das Sommerthema Zusammenleben – Zwei Nationen unter einem Dach

Gemeinsam auf dem Weg – und manchmal abheben: Erinnerungsfoto mit Britta und Kike aus Spanien

Seit rund einem halben Jahr leben Britta Tröstler, 26, und Kike Medina Castillo, 34, in Bad Oeynhausen. Sie kommt aus Hamburg, er aus Peru. Kennen und lieben gelernt haben sie sich in Madrid. Sie studierte Psychologie, er baptistische Theologie. „In Spanien waren wir beide Ausländer“, sagt Britta. „Hier habe ich den Heimvorteil.“

Sie spricht Deutsch, verdient mehr als er, kennt sich mit den Gepflogenheiten aus. „Dadurch entsteht manchmal ein Ungleichgewicht zwischen uns “, sagt Britta.

Auch wenn sie es vielleicht weniger leicht haben als andere Paare: Sie genießen es, verschiedene Welten zu verbinden. Ein Teil von Kikes Familie lebt in Spanien. Erst jüngst haben sie seine Nichte zum ersten Geburtstag besucht.

Kike schlug den Umzug vor

Geheiratet haben sie vor zwei Jahren. Sie wollten in Spanien bleiben. Doch die Jobaussichten waren schlecht. Kike schlug vor, nach Deutschland zu ziehen. Freunde warnten sie vor der Belastung für ihre Beziehung. „Dadurch waren wir auf Einiges gefasst“, sagt Britta.

Sie bewarb sich in Deutschland und bekam eine Stelle als Betreuerin für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge. Sie beantragten eine Familienzusammenführung, denn Kikes Visum galt ausschließlich für Spanien.

„Wir mussten Unmengen von Formularen ausfüllen“, erinnert sich Britta. Als sie merkten, dass sie alleine nicht klar kamen, holten sie sich Unterstützung bei der Evangelischen Auslandsberatung in St. Georg.

„Die Paare haben es nicht leicht“

Marianna Nestoris, 49, berät dort seit acht Jahren binationale Paare. Sie setzt sich dafür ein, dass sie zusammenleben können. Rund 900 Mal im Jahr wird sie angefragt. Vor allem von Frauen und Männern , deren Partner oder Partnerin noch im Ausland ist, zum Beispiel in Ghana, Marokko oder Tunesien.

Nestoris ist Pastorin und Seelsorgerin. Ihr tägliches Brot sind aber vor allem rechtliche Fragen: ob es um Visa geht, eine Familienzusammenführung oder darum, ob eine im Ausland geschlossene Ehe anerkannt wird. „Es wird den Paaren nicht leicht gemacht“, sagt sie.

Ohne Heirat geht es nicht

Viele Paare, die Nestoris berät, lernen sich im Urlaub kennen. Die Chance sich an ein gemeinsames Leben heranzutasten, ist ihnen zumeist verwehrt. Selbst Touristen-Visa werden unter speziellen Voraussetzungen vergeben. „Da bleibt oft nur eine Heirat, um zusammen zu sein.“

Manchmal begleitet sie Paare zwei Jahre lang. Sie hakt bei Deutschen Botschaften im Ausland nach und bei Ausländerbehörden in Deutschland. Sie beruhigt Paare, denen die Zeit davonläuft, weil sie die Geburt ihres ersten Kindes gemeinsam erleben möchten.

Der Alltag zermürbt

Ist der Schritt zum Zusammenleben erst einmal geschafft, beginnt häufig ein zermürbender Alltag: Berufszeugnisse müssen anerkannt werden. Deutsch zu lernen ist schwieriger als gedacht. Und auch das Klima drückt auf die Stimmung.

So kommt manchmal die Balance zwischen den Partnern abhanden. Nicht alle Ehen halten dem stand. Dass vor allem kulturelle Unterschiede für eine Trennung verantwortlich sind, bezweifelt Nestoris jedoch. Eher seien es die Umstände, die behördlichen Auflagen, die das Zusammenleben erschweren: „Daran würden auch viele deutsch-deutsche Paare scheitern.“

Britta und Kike hat das Leben in Deutschland zusammengeschweißt. Seit Ende vergangenen Jahres engagieren sie sich gemeinsam als Jugendreferenten in ihrer Kirchengemeinde. Sie entdecken die westfälische Landschaft. Nicht nur Kike hat einiges gelernt, auch Britta. Zum Beispiel, dass sie nicht in die Lehrerinnen-Rolle zu schlüpfen braucht. Und dass jedes Paar seine eigene Sprache hat. Ihre bleibt Spanisch, auch wenn sie in Deutschland leben.

Sie lernen jeden Tag dazu – Britta und Kike