Nordkirche wird weiblicher Bischöfin, Pastorin – Pröpstin?

Ulrike Hillmann ist die neue Präses der Nordkirchensynode.

Kirsten Fehrs, Ulrike Hillmann, Kristina Kühnbaum-Schmidt – drei Frauen, die in der Nordkirche wichtige Ämter bekleiden. Die evangelische Kirche wird weiblicher, in Hamburg ebenso wie anderswo im Norden. 2017 lag der Anteil von Frauen im Pfarramt bei 44 Prozent. 2030 könnten es nach Schätzungen bis zu 60 Prozent Pastorinnen sein. Doch die Gleichstellung hat noch nicht überall Einzug gehalten.

„Wie in vielen anderen Bereichen der Gesellschaft wird der Anteil von Frauen in Leitung nach oben geringer. In mittleren Leitungsämtern wie dem Amt der Pröpst*innen gibt es derzeit in den beiden Hamburger Kirchenkreisen vier Frauen und sechs Männer. In den höheren Leitungsämtern der Nordkirche sieht es unterschiedlich aus: Während das Amt der Bischöf*innen durch die Wahl der Landesbischöfin nun erfreulicherweise zu 50 Prozent mit Frauen besetzt ist, arbeitet im Landeskirchenamt eine Dezernentin mit acht männlichen Kollegen", erläutert Dr. Michaela Will, Pastorin im Frauenwerk des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein.

 

Die Basis ist weiblich

An der Kirchenbasis, bei der konkreten Arbeit vor Ort in den Kirchengemeinden und an anderen kirchlichen Orten, zum Beispiel in der Diakonie, haben Frauen eine zentrale Bedeutung. Ungefähr zwei Drittel der ehrenamtlichen und drei Viertel der hauptamtlichen Mitarbeitenden der Nordkirche sind Frauen.

„Frauen engagieren sich seit jeher in der Kirche. Lange Zeit war das auf soziale und diakonische Aktivitäten beschränkt. Inzwischen aber sind Frauen in nahezu allen Haupt- und Ehrenämtern unserer evangelisch-lutherischen Kirche gut vertreten, auch wenn es in einigen Bereichen wie zum Beispiel der mittleren Leitungsebene noch Nachholbedarf gibt. Gerade in diesem Jahr wurde gefeiert, dass vor 75 Jahren die erste Ordination von Frauen in das volle Pfarramt vollzogen wurde. Das ist gut evangelisch, denn ausgehend vom Priestertum aller Getauften gibt es keinen Grund, warum Frauen von bestimmten Ämtern ausgeschlossen sein sollten. Für Kirche und Gemeindeleben ist es allemal gut, wenn Frauen und Männer gleichberechtigt zusammenwirken“, sagt die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs.

 

Familienfreundliche Bedingungen schaffen

Pastorin Will vom Frauenwerk sieht vor allem Herausforderungen in der Kirchenstruktur, die es weiblichen Bewerbern schwer machen, weiter aufzusteigen. „Es sind verschiedene strukturelle und kulturelle Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass in der Nordkirche wie auch in der Evangelischen Kirche in Deutschland insgesamt Frauen nicht in gleichem Maße wie Männer in Leitungsämtern und Leitungsgremien vertreten sind. Dazu gibt es eine interessante Studie vom Fraunhofer Institut in Kooperation mit dem Studienzentrum für Genderfragen der EKD. Konkret liegen die Herausforderungen zum Beispiel darin, stereotype Zuschreibungen bei Auswahlprozessen zu überwinden und familienfreundliche Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.“