Weltgebetstag 2024 Hochpolitisch und aktuell

Der Weltgebetstag richtet sich an alle Menschen, unabhängig von Geschlecht und Alter

Jedes Jahr nimmt der Weltgebetstag das Leben von Frauen aus einem anderen Land in den Fokus. Diesmal ist es Palästina. Da das deutsche Weltgebetstags-Komitee einige Materialien änderte, geriet die bedeutsame Veranstaltung in Kritik.

Der Weltgebetstag war von Beginn an – auch durch sein Motto „informiert beten – betend handeln“ – hochpolitisch, da er auf Ungerechtigkeiten, Gewalt, Unterdrückung und Machtmissbrauch auf der ganzen Welt hinweist. Jeder Weltgebetstag nimmt ein anderes Land in den Fokus, letztes Jahr beispielsweise Taiwan. 2024 liegt der Blick auf den Frauen in Palästina, das nach dem Hamas-Angriff auf Israel auf die „aktuelle weltpolitische Bühne gehievt worden“ ist, wie es evangelisch.de schreibt.

Kritik nach Änderungen: „Mit dieser Spannung müssen wir leben“

Das Material zum Weltgebetstag sei bereits mit teils mehreren Jahren Vorlauf entwickelt und im September 2023 veröffentlicht worden, erklärte das deutsche Weltgebetstags-Komitee gegenüber evangelisch.de. Nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober wurden die Materialien zum Weltgebetstag überarbeitet. Die Texte seien teilweise nicht ohne weiteres als frei von Antisemitismus und Antiisraelismus zu lesen gewesen. Das zu ändern sei Ziel der Überarbeitung gewesen, erklärt die Landesfrauenpastorin Susanne Paul aus Hannover im Interview mit evangelisch.de. „Dafür müssen wir jetzt mit den Vorwürfen der Frauen aus Palästina leben, die diese Texte geschrieben haben, und die die Anpassungen des Komitees als schwerwiegenden Eingriff, als Zensur, empfinden.“ Vorwürfe, so die Landespastorin weiter, die aus der Perspektive jener Frauen "absolut nachvollziehbar“ seien. 

Deutschland sei das einzige Land, dass das Material geändert habe,  so der Vorwurf von den Frauen aus Palästina. Doch Deutschland habe auch eine historische Verantwortung vor Israel, keine Äußerungen unkommentiert stehen lassen zu können, die auch nur ansatzweise antisemitisch deutbar seien, so die Landesfrauenpastorin. Der daraus resultierende Konflikt lasse sich nicht wirklich auflösen. „Mit dieser Spannung müssen wir leben.“ Das deutsche Weltgebets-Komitee betonte nach Kritik der palästinischen Kolleg*innen, dass die Änderungen als „ergänzende Informationen für unseren speziellen Kontext gedacht“ waren – „weder als Affront oder Verfälschung der ersten Fassung, noch als Infragestellung palästinischer Lebenswirklichkeit“, heißt es auf der Webseite des Komitees.

Der Weltgebetstag 2024 in Hamburg

Vor bald 100 Jahren wurde zum ersten Mal international der Weltgebetstag von christlichen Frauen konfessionsübergreifend gefeiert – und das auf der ganzen Welt: 1927 schlossen sich Frauen in China, Indien, Polen und Syrien den Gebeten der Menschen aus den USA und Kanada für Frieden und Gerechtigkeit an. In Deutschland fand der erste ökumenische Weltgebetstag 1947 in Berlin statt, 2024 trägt er den Titel „…durch das Band des Friedens“. Jedes Jahr, immer am ersten Freitag im März, sind alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts oder Alters eingeladen, bei den Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen mitzumachen. 

Letztlich ist es das Ziel des Weltgebetstags einen Beitrag dazu zu leisten, dass Frauen und Mädchen überall auf der Welt in Frieden, Gerechtigkeit und Würde leben können, heißt es auf der Webseite. Durch das internationale Motto „informiert beten – betend handeln“ sei der Tag nicht „nur“ ein Gottesdienst im Jahr, vielmehr soll er den Blick für die Welt weiten und neugierig auf Leben und Glauben in anderen Ländern und Kulturen machen.

"Wie eine spirituelle La-Ola-Welle“

Pastorin Uta Gerstner, Mitarbeiterin in der Fachstelle Geschlechtergerechtigkeit in Hamburg, arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Multiplikatorin für den Weltgebetstag. „Mich begeistert, Teil dieser Bewegung zu sein und die lange Geschichte dahinter, diese Vision, die die ersten Frauen hatten.“ Das Motto mache deutlich, dass es immer auch darum gehe, über die Welt informiert zu sein und einen Blick auf die Menschen zu haben, die leiden, die unterdrückt und diskriminiert werden, und ins Handeln zu kommen. 

„Das Faszinierende am Weltgebetstag ist, dass ein Gebet wegen der Zeitverschiebung quasi einmal um die Welt geht. In Samoa fangen sie an zu beten und dann wandert es rund um die Erde. Das ist für mich ein bisschen wie eine spirituelle La-Ola-Welle.“ 

In Hamburg gibt es zum Weltgebetstag verschiedene Termine und Veranstaltungen, unter anderem: 

  • Gottesdienst um 19 Uhr in der Hauptkirche St. Petri 
  • Gottesdienst um 18 Uhr in der Matthias-Claudius-Kirche Oldenfelde 
  • Gottesdienst um 17 Uhr in der Marienkirche Quickborn-Hasloh 
  • Gottesdienst um 19 Uhr in der St. Martinus-Kirche Eppendorf 

Weitere Termine, Gottesdienste und Veranstaltungen finden Sie hier.