Jede Pfeifenorgel ist eine Schöpfung

Jede Pfeifenorgel ist ein Individuum und kein Produkt von der Stange, denn sie wird für den Raum unserer Stellinger Kirche ganz neu geschaffen. Dazu gehört das Äußere – der Orgelprospekt – ebenso dazu wie das Innenleben. Viele hundert große, kleine, schlanke und gewichtige Pfeifen tragen zur Klangvielfalt unserer neuen Orgel bei. Die direkte mechanische Verbindung zwischen Tasten und Ventilen bietet viele Möglichkeiten, wie die Orgel erklingt und wie viele Pfeifen zu hören sind.

Der Orgelbau umfasst handwerkliche und künstlerische Fähigkeiten. Dazu zählen z. B. Holz- und Metallbearbeitung, Elektrik und Elektronik, Musik, Architektur, Mathematik und Physik – Kunst und Wissenschaft ergänzen sich. In den Orgelbaubetrieben hat übrigens nachhaltiges Wirtschaften eine Tradition, es werden fast ausschließlich nachwachsende oder vollständig recyclingfähige Rohstoffe eingesetzt. Das von der Kirchengemeinde ausgewählte Unternehmen Orgelbau Claudius Winterhalter bietet echte Handwerkskunst in vollendeter Ausführung.

Mit zwei Manualen, Pedal und insgesamt 19 Registern wird die neue Orgel deutlich kleiner, soll aber durch eine hohe Qualität der einzelnen Stimmen ein vielseitiges Klangspektrum bieten, vorrangig für den gottesdienstlichen, aber auch für den konzertanten Gebrauch. Das Instrument für Stellingen soll auch in seiner klanglichen Erscheinung eine Besonderheit darstellen im Orgelgeschehen von Hamburg und der ganzen Region.

Diese Qualität hat ihren Preis: Knapp 500.000 EUR wird die neue Orgel kosten. Wir meinen: Das Geld ist gut angelegt. Eine neue Orgel ist ein besonderes Musikinstrument, das nicht alle Jahre gekauft wird. Und nicht immer hat man die Chance selbst dazu beizutragen, dass auch kommende Generationen von der neuen Orgel in unserer Stellinger Kirche begeistert empfangen oder getröstet werden.


Alle Register ziehen: die Disposition

Der Klang einer Orgel ist abhängig von der Auswahl der Register. Register sind Pfeifen gleicher Bauart und Klangfarbe. Die Zusammenstellung aller Register nennt der Orgelbauer Disposition. In unserer neuen Orgel sind 19 Register auf insgesamt drei Werke verteilt. Sie werden über zwei Tastaturen für die Hände, den Manualen, und einer Tastatur für die Füße, dem Pedal zum Klingen gebracht.

Zwei Vorauszüge, sechs Wechselschleifen und drei Extensionen erweitern die klanglichen Gestaltungsmöglichlkeiten erheblich. Neben den üblichen Koppeln von Nebenwerk an das Hauptwerk, sowie der Manualwerke an das Pedalwerk sorgen die Spezialkoppeln „Sub II an I“ und „Super II an Pedal“ für eine zusätzliche Erweiterung des Klangraumes. Auf elektronische Systeme wird bewusst verzichtet.

I. Manual: Hauptwerk (HW)

1. Prinzipal 8‘
2. Rohrflöte 8‘
3. Quintadena 8‘
4. Oktave 4‘
5. Spitzflöte 4‘
6. Sesquialtera II-fach (Quint major als Vorauszug)
7. Superoktave 2‘
8. Mixtur IV bis V-fach
+ Quint minor als Vorauszug1 aus 8.
+ Salizional 8‘ über Wechselschleife
+ Fugara 4‘ über Wechselschleife
+ Traversflöte 4‘über Wechselschleife
+ Trompete 8‘ über Wechselschleife

II. Manual: Nebenwerk (NW)

9. Hohlflöte 8‘
10. Salizional 8‘
11. Fugara 4‘
12. Traversflöte 4‘
13. Flageolet 2‘
14. Scharff III-fach
15. Trompete 8‘
16. Dulcian 8‘
+ Sesquialtera II über Wechselschleife
+ Superoktave 2‘ über Wechselschleife

Pedalwerk (PW)

17. Subbass 16‘
+ Gedecktbass 8‘ als Extension
18. Oktavbass 8‘
+ Bassoktave 4‘ als Extension
19. Posaune 16‘
+ Trompete 8‘ als Extension


Kurze Erklärung der orgeltechnischen Fachbegriffe

Vorauszug

Bei Registern, die aus mehreren Pfeifenreihen bestehen, kann alternativ eine Auswahl der Pfeifen durch einen „Vorauszug“ als eigenständiges Register zum Klingen gebracht werden.


Wechselschleife

Register, die auf Wechselschleifen stehen, können nach dem „Entweder-oder-Prinzip“ einzeln auf beiden Manualen zum Klingen gebracht werden.


Extension

Bei einer Extension wird der Tonumfang eines Registers um eine Oktave (12 Töne) erweitert und als zusätzliches Register spielbar gemacht.


Koppeln

Eine Koppel ist eine zuschaltbare mechanische Verbindung zwischen den Werken. Die Koppel „NW an HW“ (Nebenwerk an Hauptwerk) bewirkt, dass alle Register, die im Nebenwerk „gezogen“ (= eingeschaltet) sind, auch mitklingen, wenn auf dem HW gespielt wird. Entsprechendes gilt für „HW an PW“ und „NW an PW“.


Sub II an I

Diese Spezialkoppel bewirkt, dass die Töne des NW beim Spiel auf dem HW eine Oktave tiefer mitklingen. Dies führt zu einer Volumenerweiterung des Klangraumes in der Mitte und Tiefe.


Super II an PW

Bewirkt, dass die Register aus dem Nebenwerk beim Spiel des Pedals eine Oktave höher mitklingen.  Dies ermöglicht eine Aufhellung des Basses oder das Spiel von Sopranmelodien mit den Füßen im Pedal in einer farbigen Soloklangmischung (wichtig für Choralbearbeitungen).