Angedacht 03/2015

„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!“

(Ev. Gesangbuch, Lied 508, Text nach Mathias Claudias, vgl. Jakobus 1,17)

Aus dem Gemeindebrief 03/2015

 

Liebe Leserinnen und Leser, 

in den kommenden Wochen beginnt der Herbst. Nach vielen anderen Früchten werden nun die Äpfel und Birnen reif, auf dem Feld reifen Mais, Korn und Kartoffeln. Die Zeit der Ernte beginnt. Es ist eine freudige Zeit, von einem Gefühl der Dankbarkeit geprägt. Gerade beim Wachsen und Gedeihen von Pflanzen und Früchten merken wir nämlich, dass Wachstum und Gedeihen nicht zuerst in unserer Hand liegen. Vielmehr bekommen wir etwas geschenkt und können merken, dass Gott für uns sorgt. Dafür zu danken liegt dann nah. – Gleichzeitig ist der Herbst aber auch eine Zeit des Abschieds. Der Sommer liegt hinter uns und wir müssen uns von der Wärme, dem Draußensitzen, den langen Abenden verabschieden. Herbststürme kommen auf, und auch der graue November ist ein Herbstmonat, der langsam den Abschied vom zu Ende gehen-den Jahr einläutet.

Dieses Jahr trifft es sich, dass auch für mich persönlich die nächsten Wochen von Abschied und Dank geprägt sind:

Gute neun Jahre war ich Pastor an der St. Andreas Kirche im Grindel. Vom ersten September an widme ich mich nun neuen Aufgaben. 

Als ich im Sommer 2006 meine Stelle antrat, die zugleich meine erste Pfarrstelle war, arbeitete ich vertrauensvoll mit meinem damaligen Kollegen Heiko Jahn zusammen. Er und viele Mitglieder des Kirchengemeinderates und Mitarbeiter der Kirchengemeinde haben mir meinen Einstieg in den Beruf als Pastor erleichtert. Manches konnte ich mir „abschauen“, manche Tradition wurde mir lebendig erklärt, viele Fragen, die die Kirchengemeinde betrafen, haben wir in St. Andreas gemeinsam besprochen. Manches lag nicht in unserer Hand, sondern ein anderer trug spürbar zum Gelingen bei. Eine glückliche Fügung war, dass ich 2007 das Jubiläum zum 100jährigen Kirchweihfest mit vorbereiten und feiern konnte. Hier lernte ich viel über die Ge-schichte der Kirche und der St. Andreas Gemeinde. 

Natürlich habe ich auch eigene Vorstellungen und Vorerfahrungen in meine Arbeit an St. Andreas eingebracht. Ein besonderes An-liegen und über lange Zeit ein Schwerpunkt meines Dienstes war die Arbeit mit Konfirmanden. Mir war es dabei einerseits wichtig, die jungen Menschen mit den guten Glaubensinhalten und -traditionen bekannt zu machen und mit ihnen gemeinsam andererseits den Glauben auch mit neuem Leben zu füllen, etwa bei gemeinsam mit den Jugendlichen vorbereiteten Gottesdiensten, bei der Mithilfe der Konfirmanden bei der Kinderbibelwoche oder beim gemeinsamen Leben bei Konfirmandenwochenenden.  

Ein wichtiges Anliegen war mir die Öffentlichkeitsarbeit und da-mit die Öffnung der Gemeinde zum Stadtteil Grindelviertel. Hier konnte ich mit meinen Kollegen und anderen Mitstreitern gemeinsam etwas voranbringen. Ein Ergebnis war der neue Gemeindebrief, aber auch die bessere Ausschilderung unserer Gebäu-de, die Internetpräsenz www. standreas-hamburg.de und anderes mehr gehörte dazu. 

Leider resultierten einige Veränderungen im Wochenprogramm der Gemeinde allerdings auch  daraus, dass die zweite Pfarrstelle zu meinem Dienstantritt auf eine halbe Stelle gekürzt worden war und entsprechend nicht alle Angebote fortgeführt werden konnten. 

Wenn ich nun die Gemeinde verlasse, so hat es auch damit zu tun, dass ich eine volle Pastoren-stelle antreten möchte, die mir und meiner Frau ein Auskommen sichert. Hinzu kommt, dass ich meine Fähigkeiten und Kompetenzen, die ich gerade bei einer Langzeitfortbildung als Gemeindeberater und Organisationsentwickler erwerbe, gern an meinem Arbeitsplatz sinnvoll einbringen möchte. Die Pastorenstelle im Kirchenkreis Hamburg Ost für Vertretungsdienste und Organisationsentwicklung, die ich im September antrete, verspricht dafür ein guter Ort zu sein. 

Der Abschied von St. Andreas fällt mir nicht leicht. In diesen Tagen spüre ich auch Abschiedsschmerz, denn ich habe anfangs Pastor Heiko Jahn, später meinen Kollegen Pastor Dr. Schoeler, die Mitarbeitenden und viele Ehrenamtliche als besonders engagiert und unterstützend erlebt. Viele wichtige Erfahrungen konnte ich in St. Andreas sammeln und wer-de zahlreiche praktische Ideen und Erkenntnisse aus St. Andreas mitnehmen. So danke ich allen für die vertrauensvolle, hilfreiche Zusammenarbeit, die meinen Horizont erweitert hat.   

Trotz des Abschiedsschmerzes gehe ich zugleich auch sehr beruhigt, denn ich sehe, dass die Gemeinde personell und inhaltlich stark aufgestellt ist: In unseren Gottesdiensten wird die frohe Botschaft von Jesu Auferstehung und Gottes Barmherzigkeit verkündigt, in fast jedem Hauptgottes-dienst wird das Abendmahl als Stärkung des Vertrauens auf Gott gereicht. In vielerlei Hinsicht trägt die Kirchenmusik mit Orgelspiel, Kantorei, Gospelchor und Kinderchören zum Lob Gottes und zur Auferbauung der Gemeinde bei. Im Kindergarten, in Halas Spielgruppe, im Kindergottesdienst und bei Familiengottesdiensten, bei den Kinderbibeltagen, bei den Krippenspielen und in den wach-senden Kinderchören kommen schon die Kleinsten auf sehr gute Art und Weise in Kontakt mit dem christlichen Glauben. Für unsere Senioren bieten wir verlässlich regelmäßige Gruppen und reizvolle Ausfahrten an. 

Und auch der äußere Rahmen, den die Gemeinde bietet, steht gut da: Fast alle Gebäude und viele einzelne Räume der Kirchen-gemeinde wurden in den letzten Jahren renoviert und saniert. Vieles geschah eher im Hintergrund, manches davon kann man aber auch sehen, wie unsere neuen Sitzmöbel, den Kerzenbaum für persönliche Gebetsanliegen und die neue Beleuchtung des Altarraums in der Kirche. 

Bei allem Stabilen und Traditionellen, das ich an St. Andreas schätze, sehe ich die Aufbrüche in den letzten Jahren sehr positiv. Jeder Abschied bringt auch etwas Neues hervor. Von daher bin ich – dann aus einer beobachtenden Position – schon gespannt auf die weiteren Entwicklungen an St. Andreas, die die nächsten Jahre mit sich bringen werden.  

Ihnen allen wünsche ich Gottvertrauen und Gottes Segen um das Stärkende und Begeisternde, das Besondere und Gute, das man in der St. Andreas Kirchengemeinde mit all ihren Einrichtungen und Angeboten erleben kann, zu be-wahren und miteinander mutig weiterzuentwickeln.

Pastor Rainer Aue