Nie wieder

Erinnerung bewahren

Vergangenheit würdigen, Zukunft gestalten

Einweihung des Denkmals in der Hafencity

Wir wollen erinnern

Wiederkehrende Rituale, Gedenktage und Denkmäler: All diese Dinge zeigen, dass Menschen sich an etwas erinnern, aus der Vergangenheit lernen wollen. Ein Wille, den Gesellschaft wie Kirche miteinander gemeinsam haben.

Bedeutung des Gedenkens

Wenn einer Person oder Gruppe gedacht wird, so geschieht das häufig in Form einer Gedenkfeier, einer Versammlung an einem bestimmten Ort oder in Form einer Demonstration.

Häufig geht es auch um Menschen, die etwas Schreckliches erlebt haben oder gestorben sind. Sie werden mit dem Gedenken gewürdigt. An sie wird gedacht und für sie wird gebetet. In Hamburg zum Beispiel wird am 11. März an die über 300 Sinti und Roma gedacht, die am 11. März 1943 verhaftet und nach Auschwitz deportiert wurden. 

Wiederkehrende Gedenktage

Bestimmte Tage werden zum Gedenken genutzt. Welche das sind, entscheiden jene, die diesen Tag feiern – so legt zum Beispiel ein Staat bestimmte staatliche Gedenktage fest. 

Gedenken in Deutschland

In Deutschland sind das zum Beispiel der 27. Januar (Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus), der 8. Mai (Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa) und der 9. November (Tag des Gedenkens an die Reichspogromnacht – sowie des Falls der Berliner Mauer, des Hitlerputsches und der Novemberrevolution). Am 11. März ist der Gedenktag für die Opfer terroristischer Gewalt. Der 3. Oktober ist ein Feiertag: Gefeiert wird die Deutsche Einheit.  

Gedenken in der Nordkirche

Die Nordkirche nimmt den 11. März zum Anlass, um mit Gedenkveranstaltungen an den Völkermord an den Sinti und Roma zu erinnern – an unterschiedlichen Orten, zum Beispiel im Lohsepark in der HafenCity oder am denk.mal Fruchtschuppen C. 

Kranzniederlegung in Hamburg mit König Charles

Gedenken in Hamburg

In Hamburg wird im Juli an die  „Operation Gomorrha“ gedacht, die Bombardierung Hamburgs im Juli 1943. 

Damit verbunden wird die Hoffnung, diese Ereignisse mögen sich nicht wiederholen. 

Gedenken in der Kirche

In der Kirche gibt das Kirchenjahr Tage vor, die sich auf die gemeinsame Tradition beziehen. Die wichtigsten drehen sich um Jesus Christus: seine Geburt am Heiligabend, am 24. Dezember, seinen Kreuzestod am Karfreitag und seine Auferstehung am Ostersonntag. Am Ewigkeitssonntag (so nennt die Kirche den Totensonntag, den Sonntag vor dem 1. Advent) wird an Verstorbene erinnert.  

Besonders auf dem Land ist die Kirche immer noch eingebunden in den Volkstrauertag im November, eine Woche vor dem Totensonntag, an dem traditionell an die im Krieg Getöteten gedacht wird. Trotz der Kritik, Kriegerehrung entspreche nicht mehr der christlichen Lehre, gibt es nach wie vor Kriegergedenktafeln und Kriegerdenkmäler in und in der Nähe von Kirchen.  

Gedenken in der Kirche in Hamburg und Umgebung

Die Kirche in Hamburg, zum Beispiel einzelne Kirchengemeinden, Einrichtungen oder Kirchenkreise, machen auf weitere Tage aufmerksam, die ihnen wichtig sind.  

Die Evangelische Stiftung Alsterdorf gedenkt am 8. Mai der 630 Menschen mit Behinderung, die während der Zeit des Nationalsozialismus von Alsterdorf aus in Tötungsanstalten gebracht wurden.   

Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein gedenkt seit dem Jahr 2002 am 28. Oktober der „Polenaktion“, der Abschiebung jüdischer Bürger*innen aus Hamburg am 28. Oktober 1938.

 

Einige Kirchengemeinden in Hamburg und Umgebung erinnern regelmäßig an die Novemberpogrome am 9. und 10. November 1938, z. B. die Kirchengemeinde Niendorf, die Kirchengemeinden des Alsterbundes, die Kirchengemeinde Wedel, die Kirchengemeinde Wellingsbüttel oder die Evangelisch-reformierte Kirche in Hamburg.

Die Kirchengemeinde Schnelsen erinnert regelmäßig an die 20 jüdischen Kinder, die in der Nacht vom 20. April in der Schule am Bullenhuser Damm ermordet wurden.

 

Historische Orte des Gedenkens

In Hamburg und Umgebung gibt es bestimmte Orte des Gedenkens. Dort ist in der Vergangenheit etwas passiert, an das erinnert werden soll, oder es wurde ein Mahnmal errichtet, das dem Gedenken dienen soll.  

KZ-Gedenkstätte Neuengamme  

Ein wichtiger Ort ist die KZ-Gedenkstätte Neuengamme, seit Ende 1938 Außenlager des KZ Sachsenhausen und von 1940 bis 1945 zentrales Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Zehntausende Menschen wurden von Gestapo und Sicherheitsdienst der SS aus allen besetzten Ländern Europas hierher deportiert. In Neuengamme und seinen 85 Außenlagern kamen mindestens 42.900 Menschen ums Leben. Die KZ-Gedenkstätte ist Ausstellungsort und Studienzentrum. Im Jahr 1992 beschloss der damalige Kirchenkreis Alt-Hamburg, eine Pfarrstelle für die kirchliche Gedenkstättenarbeit an der KZ-Gedenkstätte einzurichten. Heute finanzieren beide Hamburger Kirchenkreise diese Stelle. 

Das Mahnmal in Neuengamme

Unsere Arbeit hat vielerlei Aspekte – theologische, historische, seelsorgerliche und politische. Denn aus unserer Sicht geht es bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht nur um Erinnerung, sondern auch um die Weiterentwicklung von Urteilsvermögen und Handlungsmöglichkeiten im Hier und Jetzt.

Selbstdarstellung der Kirchlichen Gedenkstättenarbeit

Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen  

Die Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen hat eine Übersicht über Gedenkstätten erstellt; dort wird unterschieden nach Friedhof, Gegendenkmal, Widerstand, Haftstätte, KZ-Außenlager, Opfergruppen und Synagoge.  

Mahnmal St. Nikolai

Wichtiger kirchlicher Gedenkort in Hamburg ist das Mahnmal St. Nikolai, ein zentraler Erinnerungsort für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft der Jahre 1933 bis 1945. 

Lern- und Gedenkort der Evangelischen Stiftung Alsterdorf  

Der Lern- und Gedenkort der Evangelischen Stiftung Alsterdorf erinnert an 630 Menschen mit Behinderung, die zwischen 1938 und 1945 aus den ehemaligen Alsterdorfer Anstalten abtransportiert wurden. 513 von ihnen wurden nachweislich ermordet. Spektakulär war der Umbau der St. Nicolaus-Kirche in den Jahren 2021/22: Eine zwölf Meter hohe Wand mit einem Altarbild aus der NS-Zeit wurde aus der Kirche gehoben und neben der Kirche als Mahnmal aufgestellt. Das Bild aus dem Jahr 1938 zeigt den gekreuzigten Jesus umgeben von zwölf Menschen mit Heiligenschein und drei offenbar behinderten Menschen ohne Heiligenschein. 

Stolperstein Stiftung Alsterdorf Hamburg

Stolpersteine

Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnig mit seinem Projekt STOLPERSTEINE durch kleine Gedenksteine europaweit an Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren früheren Wohnorten – seit 2002 auch in Hamburg. Im Oktober 2023 wurde in Hamburg der 7.000ste Stein in einen Gehweg eingelassen.

Friedhöfe

Und nicht zuletzt sind auch Friedhöfe Orte des Gedenkens; der Verein zur Förderung des Friedhofswesens in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland stellt fest, dass sich viele Menschen nach einem konkreten Gedenk- und Erinnerungsort sehnen. Auf manchen Friedhöfen wird mit Massengräbern Opfern der Bombennächte, Opfern der nationalsozialistischen Verfolgung, Kriegsgefangener oder getöteter Soldaten gedacht. 

Auf der Webseite der kirchlichen Friedhöfe finden Sie nicht nur eine Übersicht aller Friedhöfe der Stadt, sondern auch Informationen über verschiedene Bestattungsformen und die unterschiedlichen Arten und Formen von Gräbern.

Denkmäler und Mahnmale

Volkstrauertag an der Lutherkirche in Bahrenfeld

Wo es Kriegerdenkmäler in Hamburg und Umgebung (Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern) gibt, zeigt die Website DENK MAL!, ein Projekt des Arbeitsbereichs Erinnerungskultur der Evangelischen Akademie der Nordkirche. Sie ist hervorgegangen aus dem Projekt „Denk mal gegen den Krieg“, das Kriegerdenkmäler im Bereich der Nordkirche thematisiert, auf ihre Sprache, Bilder und Sinnstiftungen hinweist, diese kommentiert, hinterfragt und auch Veränderungen anmahnt und Gemeinden bei dem Wunsch nach Veränderung oder zeitgemäßer Kommentierung ihrer Denkmäler berät.  

Eine Liste von denkmalgeschützten Hamburger Denkmälern findet sich zum Download auf der Website des Hamburger Denkmalschutzamtes. 

Dass die evangelische Kirche den nationalsozialistischen Staat bei seiner Entrechtung, Verfolgung und Deportation von Juden unterstützt hat, ist bekannt. Aber die Dimension, dass die Kirche an einer zentralen Stelle geholfen hat, ist im kulturellen Gedächtnis noch nicht sehr breit angekommen.

Hansjörg Buss
Historiker, forscht seit den 2000er-Jahren über die Aufarbeitung des Verhaltens der Kirche in der NS-Zeit.

Gedenken als Aufgabe

Sich des eigenen, kirchlichen Umgangs mit der NS-Vergangenheit bewusst zu machen, hat sich eine Wanderausstellung der Nordkirche zur Aufgabe gemacht. „Neue Anfänge nach 1945? Wie die Landeskirchen Nordelbiens mit ihrer NS-Vergangenheit umgingen“ heißt die Ausstellung der Akademie der Nordkirche. Sie basiert auf zwei Bänden „Neue Anfänge?“ von Stephan Linck (Band 1: 1945 – 1965 und Band 2: 1965 – 1985).  

Das Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche trägt regelmäßig mit dem Heft „GedenkenBedenken“ Informationen zur Erinnerungskultur zusammen. Es wird herausgegeben von Studienleiter Stephan Linck, sowie von Marlise Appel, Grafik-Designerin und Assistentin Erinnerungskultur und Gedenkstättenarbeit.  

Das Leben wird rückwärts verstanden, aber vorwärts gelebt.

Sören Kierkegaard
Das könnte Sie auch interessieren
Kontakt

Auf vielen Wegen für Sie erreichbar:
ServiceCenter Kirche und Diakonie Hamburg

E-Mail

Kontakt zum Service-Center

WhatsApp

Chatten Sie mit uns

Telefon

Montag – Freitag, 9 – 17 Uhr

Social Media

Besuchen Sie uns auf allen Kanälen