Deliah Cavalli-Ritterhoff: Was macht aus Ihrer Sicht die Beziehung zwischen Mensch und Maschine – im Vergleich zu unserer Gottesbeziehung – aus?
Prof. Dr. Christoph Seibert: Für mich ist die Beziehung, die ich zu einer Maschine eingehe, immer eine instrumentelle Beziehung. Sie dient dem Zweck der Lebenserleichterung. Ich glaube aber nicht, dass unsere Beziehung zu Gott eine solche ist. Denn sie ist keine Beziehung, die ihn zu einem Mittel macht, sondern eine Art Liebesbeziehung.
Wenn die Beziehung zu einer Maschine nicht mehr ein Mittel für etwas anderes ist, sondern einen Selbstzweck erfüllt, dann sehe ich eine Grenze überschritten. Dann wären auch Phänomene wie eine echte Liebesbeziehung zu einer Maschine denkbar und wir müssten uns fragen: Welche Erfahrungen mit Menschen führten dazu, dass es dazu kommen konnte? Ist es vielleicht das Versprechen einer „perfekten Beziehung“? Das können sich Menschen nicht geben. Als Menschen müssen wir Ambiguitäten aushalten und lernen, mit Enttäuschungen, Zweideutigkeiten und Spannungen umzugehen. Wir können voneinander keine Perfektion erwarten.