Lale Raun: Als Künstlerin arbeitest du mit Farben und Formen, oft abstrakt. Welches Bild entsteht bei der Frage: “Wer ist Gott?”
Susanne Babiel: Wenn ich ehrlich bin: kein Bild. Denn, sobald ich versuche, Gott in einem Bild zu fassen, taucht sofort etwas Gestaltetes auf – eine Figur, eine Form. Genau das empfinde ich als falsch. Für mich geht es weniger darum, ‚wer‘ oder ‚was‘ Gott ist, sondern darum: Wie spüre ich das Göttliche? Wo wird es erfahrbar?
Raun: Wenn Gott nicht darstellbar ist – gibt es etwas das Gott zumindest nahekommt?
Susanne: Am deutlichsten in einem Neugeborenen. In einem Kind sehe ich das Unschuldige, das Schutzbedürftige, das noch nichts Böses will. Das ist für mich das Göttliche. Deshalb finde ich es so treffend, dass die biblische Geschichte Jesus als Kind zeigt – dieses ganz Kleine, Wehrlose, das in die Welt kommt und unser Erlöser ist.