Luther zitterte vor Gott. Nietzsche erklärte ihn für tot. Joan Osborne fragte: „What if God was one of us?“
Manche Fragen entziehen sich einer endgültigen Antwort – und genau darin mag ihr Reiz liegen. Immanuel Kant betonte, dass es Fragen gibt, von denen die Vernunft nicht ablässt, obwohl sie sich mit den Mitteln des Verstandes nicht vollständig beantworten lassen. Man kann solche Fragen offenhalten, oder man lässt von ihnen ab und erklärt – wie Nietzsche – Gott für tot.
Fragt man danach, wer Gott ist, setzt die Frage bereits voraus, dass es Gott gibt. Und das ist keineswegs selbstverständlich – zumal in einer Zeit, in der Religion an Einfluss verliert und Gott in vielen Lebensentwürfen nicht mehr die Hauptrolle spielt. Wird heute nach Gott gefragt, lautet die Formulierung oft zuerst: „Gibt es Gott?“
Doch Jahrtausende galt die Existenz Gottes nicht als Fragestellung, sondern als Gewissheit – wenn auch in einem ganz anderen Sinn als menschliche Existenz. Zur Debatte stand nicht, ob Gott ist, sondern wer Gott ist – eine Frage, die sich kaum von der Frage, was oder wie Gott ist, trennen lässt.