Nacht der Kirchen Hamburg

Bischöfin Kirsten Fehrs über Orientierung im Dunkeln

Bischöfin Kirsten Fehrs bei den Landungsbrücken in Hamburg

Licht in der Dunkelheit

Die Nacht der Kirchen ist für Bischöfin Kirsten Fehrs immer  eine besondere Veranstaltung. Dieses Jahr unter dem Motto „Licht im Dunkeln“, spricht sie mit uns über Hoffnung in den dunkelsten Stunden.

Am Samstag, 20. September 2025, ist es wieder soweit: Zum 22. Mal findet in Hamburg die Nacht der Kirchen statt. In der ganzen Stadt öffnen Gemeinden ihre Kirchen für Zehntausende – dieses Jahr unter einem Motto, das kaum aktueller sein könnte: „Licht im Dunkeln“. In einer Zeit der Kriege, der Spaltung und Angst – wo finden wir als Einzelne und als Gesellschaft Hoffnung? Wir sprachen mit der Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzenden Kirsten Fehrs über Lichter in der Dunkelheit.

Christian Schierwagen: Frau Fehrs, was bringt Licht in Ihr Dunkel?

Kirsten Fehrs: Für mich sind es die Kinder und Jugendlichen, die ein tiefes Interesse daran haben, dass diese Welt eine bessere wird. Auch sie haben dabei – wie wir alle – manchmal mit Ängsten zu kämpfen, besitzen aber gleichzeitig diese bemerkenswerte Entschlossenheit.

Ich war kürzlich auf einem Konfi-Camp in Wittenberg mit mehreren hundert Konfis und Teamern und war gerührt von dieser Kraft: Sie machten deutlich, dass gerade jetzt alles dafür getan werden muss, unsere Demokratie zu erhalten, unsere Welt und die Schöpfung zu schützen. Da war so viel Energie! Und das war ein Licht auf meinem Weg. Von diesem Licht haben wir in unserer Kirche ziemlich viel – wir müssen nur genau hinschauen.
 

Hoffnung findet sich besonders dort, wo nichts gut ist

Schierwagen: Welche Hoffnungszeichen sehen Sie in Kirche und der Gesellschaft darüber hinaus, trotz aller Krisen und Herausforderungen?

Fehrs: Neben diesen Jugendlichen bemerke ich, dass es immer mehr Menschen gibt, die sensibilisiert sind für den Schmerz in der Welt. Dass sie etwas dagegen tun wollen, dass sie die weltpolitische Lage beschäftigt und sie darüber miteinander auf Augenhöhe diskutieren. Und sich dabei nicht in diesen toxischen Sog der Polarisierung und der Zuschreibungen hineinziehen lassen, der viele Debatten beherrscht. Stattdessen suchen diese Menschen wirkliche Verständigung und wollen all diesen negativen Kräften etwas entgegensetzen.

Gerade in diesen Tagen ist das ein sehr hoffnungsvolles Zeichen – besonders, wenn wir uns daran erinnern, was Hoffnung im christlichen Sinne bedeutet: Dass sie eben nicht dort ist, wo sowieso alles gut läuft, sondern dass die Hoffnung gerade dort aufleuchtet, wo gar nichts gut ist. Dieser Grundgedanke, sich nicht von der Angst bestimmen zu lassen, sondern von der Idee, dass es besser werden kann und dass wir alle einen Beitrag dazu leisten können, dass diese Welt eine bessere wird, das ist die Idee von christlich gelebter Botschaft in dieser Welt.
 

Tausende Momente des Lichts im Dunkeln

Schierwagen: Warum ist die Nacht der Kirchen speziell für Sie etwas Besonderes?

Fehrs: Jedes neue Motto bringt etwas Neues ein. In diesem Jahr passt es so wunderbar, weil Licht in der Dunkelheit auch bedeutet, dass wir nicht allein sind in der Dunkelheit. Gott ist bei uns Menschen. Das ist der religiöse Grundimpuls. Es reicht ein einzelnes Licht, um einen ganzen Raum zu erleuchten – und wir haben in der aktuellen Zeit viele dunkle Räume. 

Das aktuelle Motto hat mir noch einmal vor Augen geführt, dass Licht auch eine Orientierung sein kann. Denken wir beispielsweise an „Dialog im Dunkeln“, hier in Hamburg: Dort können wir den Alltag von blinden Menschen nachempfinden, indem wir von ihnen durch pechschwarze Räume geführt werden, die Alltagssituationen nachstellen. Was mich daran fasziniert hat, war, wie orientierungslos man ist, wenn man sich in völliger Dunkelheit befindet: Man weiß buchstäblich nicht mehr, wo oben und unten ist. Dort, wo ein Licht scheint, kann man auf einmal den Raum sowie sich selbst wieder sehen und in Beziehung zur Welt setzen. Orientierung in schwierigen Zeiten – ein wirklich besonders schönes Motto.

Schierwagen: Wie tragen Veranstaltungen wie die Nacht der Kirchen zu dieser von Ihnen beschrieben Zuversicht bei?

Fehrs: Es ist wichtig, daran zu glauben, dass es immer ein Licht in unserem Leben geben wird - sei das eine Person, die erwähnten Jugendlichen, unser Gespräch, Musik, Kabarett, ein Witz … all das, was man auch in der Nacht der Kirchen erleben und was das eigene Leben für einen kleinen Moment verändern kann. Diese Nacht bietet tausende solcher Momente und stärkt damit unsere Zuversicht.

Schierwagen: Vielen Dank für das Interview!

Bischöfin Kirsten Fehrs ist bei der offiziellen Eröffnung der 22. Nacht der Kirchen auf der NDR-Hauptbühne zu treffen in der Spitaler Straße - Am Mönckebergbrunnen, 20095 Hamburg. Weitere Veranstaltungen zur Nacht der Kirchen 2025 in Hamburg finden Sie auf der Webseite und in der App.

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