05.08.2025
Sommerferien in Hamburg

Ferienangebote für alle: Wie das Mokija-Projekt Kindern soziale Teilhabe ermöglicht

Die Mitarbeitenden von Mokija stehen vor dem gelben Auto

Schöne Ferien in Hamburg

Urlaubsreisen werden immer mehr zum Luxusgut. Wie soziale Projekte wie die Mokija den Kindern in Hamburg trotzdem soziale Teilhabe ermöglichen.

Die Sommerferien haben begonnen, doch für viele Familien in Hamburg bleibt eine Reise nicht mehr als ein Wunschtraum. Denn ein Blick auf die Zahlen zeigt: Urlaub machen war noch nie so teuer. Laut Statistiken der Tourismusanalyse lagen die Urlaubsausgaben 2024 für die Hauptreise durchschnittlich bei 1.544 Euro – vor zehn Jahren waren es im Schnitt noch 1.071 Euro.

Reisen werden immer mehr zum Luxusgut für die Menschen in Deutschland, insbesondere für diejenigen, mit weniger Einkommen. Laut Paritätischen Armutsbericht sind aktuell rund 13 Millionen Menschen in Deutschland von Armut betroffen, in der Hansestadt Hamburg sind viele Menschen allein aufgrund der hohen Wohnkosten armutsgefährdet, bzw. leben in Armut. Eine Inlandsreise, geschweige denn ein Urlaub im Ausland, ist daher für viele Familien der Stadt nicht denkbar.
 

„Es motiviert mich zu sehen, wie Kinder aufblühen“

Unter anderem die Diakonie Hamburg setzt sich mit kostengünstigen Angeboten dafür ein, dass Kindern aus einkommensarmen Familien soziale Teilhabe ermöglicht wird. „Dazu gehört es, eine ganz besondere Ferienzeit zu erleben“, erklärt Kinder- und Jugendhilfeexpertin Kristina Krüger. Eines dieser Angebote ist das Mokija-Projekt: Mobile Kinder- und Jugendarbeit in Lohbrügge. Wir sprachen mit der Projektleiterin Nadine Münster über die Bedeutung eines solchen Angebots für die Kinder vor Ort – und die Herausforderungen für Sie und ihr Team.

Christian Schierwagen: Frau Münster, was bedeutet es für Sie persönlich für das Mokija-Projekt zu arbeiten – und was motiviert Sie, sich für die Kinder und Familien im Stadtteil Lohbrügge einzusetzen?

Nadine Münster: Das ist mein Herzensprojekt, 2018 habe ich als Honorarkraft während des Studiums hier angefangen und seitdem hat mich das Mokija-Projekt nicht mehr losgelassen. Heute leite ich es und bin sehr dankbar, viele Kinder mit ganz unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen begleiten zu dürfen. Dieses Vertrauen und die Bindungen, die über Jahre entstehen, sind für mich etwas ganz Besonderes und es motiviert mich sehr zu sehen, wie die Kinder aufblühen, wenn sie sich bei uns wohl und sicher fühlen.
 

Die Diakonie Hamburg bietet über das Mokija-Projekt hinaus eine Vielzahl von Angeboten für Kinder in der Ferienzeit. Auf der Webseite der Diakonie Hamburg finden Sie eine Übersicht aller Angebote in der Stadt.

„Personelle und finanzielle Ressourcen sind eine Herausforderung“

Schierwagen: Erinnern Sie einen Moment, der Ihnen besonders gezeigt hat, wie wichtig das Projekt für die Kinder ist?

Münster: Da denke ich sofort an die Ausflüge und Projekte im Freien. Viele Kinder verlassen kaum ihren Stadtteil, wenn wir dann mit ihnen zum Beispiel ins Kino oder zum Reiterhof fahren und sie noch monatelang mit strahlenden Augen von dem leckeren Popcorn oder dem Namen des Pferdes erzählen, auf dem sie zum ersten Mal geritten sind, sieht man richtig, wie wertvoll das für sie ist.

Schierwagen: Was unterscheidet das Mokija-Projekt von anderen Angeboten?

Münster: Wir sind ein Spielmobil, das heißt, wir haben keine festen Räume, sondern fahren mit unserem gelben Bus direkt in die Nachbarschaften. Indem wir direkt vor Ort sind, machen wir es den Kindern ganz niedrigschwellig möglich, mitzumachen. Außerdem finden unsere Angebote draußen statt. Das bringt die Kinder raus und animiert sie zur Bewegung und dem gemeinsamen Spielen.

Schierwagen: Mit welchen Herausforderungen kämpfen Sie aktuell – professionell, finanziell oder organisatorisch? Wie gehen Sie und Ihr Team damit um, wenn Fördermittel und Personal knapp werden?

Münster: Wie in vielen sozialen Projekten sind bei uns personelle und finanzielle Ressourcen eine Herausforderung. Auch qualifiziertes Personal zu finden, ist nicht einfach – vor allem, wenn nur befristete Stellen oder Honorare möglich sind.

Trotzdem: Mit unserem engagierten Team und Ehrenamtlichen schaffen wir eine Menge! Wir nutzen unser Netzwerk, denken flexibel und finden kreative Lösungen. Das macht Mut und zeigt, was möglich ist.

Vom Fußballcamp über Musical, Gesang & Theater, Kinderkochkurse und Feriennähkurse über Kunst- & Kreativangebote, Trickfilme drehen und mit Lego programmieren lernen bis hin zu Selbstbehauptungsangeboten: Auch die Evangelische Familienbildung bietet verschiedene Angebote und Kurse an. 

Die Ferienangebote aller 12 Einrichtungen in Hamburg/Südholstein finden Sie entweder über die Kurssuche auf der Hauptseite unter dem Stichwort „Ferien“, oder auf den einzelnen Hausseiten im Bereich „Kinder & Jugendliche“ unter dem Schlagwort „Ferien & Freizeit“. 

Schierwagen: Was wünschen Sie sich von Politik und Verwaltung? Gibt es bürokratische Hürden, die Ihre Arbeit erschweren?

Münster: Wir wünschen uns, dass die offene Kinder- und Jugendarbeit weiterhin als wichtiger Teil sozialer Arbeit wahrgenommen und gut gefördert wird – gerne mit mehr Planungssicherheit. Jährlich bewilligte Fördermittel machen es schwierig, langfristig zu planen.

Es gibt auch kleinere bürokratische Hürden, die im Alltag Zeit kosten. Wenn diese Prozesse einfacher würden, wäre das eine große Unterstützung, auch wenn wir oft am Ende sehen, wie viel dann doch immer in unseren Rahmen möglich ist.
 

Politische Stärkung sozialer Projekte ist notwendig

Auch Kinder- und Jugendhilfeexpertin Kristina Krüger sieht dringenden Nachholbedarf auf politischer Ebene, um der wachsenden Armut in Familien entgegenzuwirken: „Eine konsequente Stärkung der sozialen Angebote und Hilfen für Kinder und Jugendliche in den Hamburger Bezirken ist unbedingt erforderlich.“ 

Projekte wie Mokija, Ferien- und Kursangebote der Diakonie, Familienbildung und anderen Einrichtungen können nur bedingt auffangen, was auf politischer Ebene bearbeitet werden muss. Personelle Stabilität und Raum für neue Ideen, ein Mokija-Projekt, das langfristig bestehen bleibt – das sind Wünsche, die Nadine Münster an die Zukunft hat. So oder so machen sie und ihr Team mit ihrer Arbeit weiter. „Ich wünsche mir, dass wir auch in Zukunft weiterhin viele Kinder und Jugendliche erreichen und ihnen gute, stärkende Erfahrungen ermöglichen können.“
 

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