Der Begriff der Seelsorge weckt in manchen Menschen Erwartungen und Zweifel, insbesondere an sich selbst und ihre Fähigkeiten. Schließlich bräuchten doch vor allem unglückliche Menschen Beistand, Menschen, die alt, gebrechlich oder dem Tod nahe sind – so zumindest die verbreitete Meinung.
Das stimme so nicht ganz, betont Kirsten Sonnenburg: „Es ist viel mehr als Tod und Trauer, es geht um Lebensbegleitung. Seelsorge meint Herzenswärme, füreinander da zu sein, zuzuhören und Zeit zu schenken. ‚Jeder kann für Jeden jederzeit ein Engel sein‘, heißt es im Gedicht von James Krüss. Allein, weil ein Mensch existiert, kann er für andere Menschen eine seelsorgende Kraft werden.“
Letztlich sei Seelsorge nicht nur für das Gegenüber heil- und bedeutsam, sondern auch für einen selbst, erklärt Pastorin Melanie Kirschstein: „Es ist die Möglichkeit für sinnstiftendes Engagement – für mich und andere.“ Bei der Ausbildung würden sich die Teilnehmenden mit ihrer eigenen Biografie auseinandersetzen und lernen, eine andere Perspektive einzunehmen.
Es ginge auch darum, wieder sprachfähig zu werden bei Themen wie Tod, Trauer, Krankheit und Altern, ergänzt die Pastorin. „Das sind Themen, die uns alle angehen. Dafür Worte zu finden und Sorgen aussprechen zu können, tut gut.“ Auch Spiritualität oder die Frage: „Was hilft mir, was trägt mich eigentlich durch Krisen und schwere Zeiten?“ finden Raum in dieser besonderen Ausbildung, die für alle Interessierten offen ist.
Stefanie Hanke, aktuell in der Ausbildung für interreligiöse Krankenhausseelsorge für Ehrenamtliche, findet den Begriff „Seelsorge“ wunderschön, denn dabei ginge es um die Ganzheit des Menschen, um einen Teil, der zwar nicht körperlich ist, aber den Menschen dennoch ausmacht. „Für mich heißt Seelsorge, das Göttliche im Menschen zu sehen.“ Besonders gern hat sie die im Kurs vermittelte theologische Definition des Begriffs „Gesundheit“ von Karl Barth in diesem Zusammenhang: „Gesundheit ist die Kraft zum Menschsein.“