11.08.2025
Dein Viertel in fünf Bildern

Mit Pastor Martin Lorenz durch Garstedt: Fünf Orte voller Leben

Mit Pastor Martin Lorenz durch Garstedt: Fünf Orte voller Leben

Garstedt zeigt, wie vielfältig Kirche im Stadtteil wirken kann. Pastor Martin Lorenz nimmt uns mit zu fünf Orten, die seinen Alltag und die Gemeinschaft hier prägen – von der Christuskirche bis zur Tagesaufenthaltsstätte. Ein Spaziergang voller Begegnungen, Geschichten und Einblicke in gelebte Nächstenliebe.

Auf einen Spaziergang in Garstedt

Ich bin zum ersten Mal in Garstedt. Die Kirchenstraße führt direkt auf die Christuskirche zu. Kurz davor, links, zweigt der Weg zum Friedhof ab. Dort kommt Martin Lorenz mir entgegen – im braunen Kapuzenpulli. Seit 2002 ist er Pastor der evangelischen Emmaus-Kirchengemeinde. Seine erste Pfarrstelle, wahrscheinlich auch seine letzte, wie er sagt. Wir starten unseren Spaziergang an der Kirche.

Die Christuskirche und das Evangelische Zentrum an der Eiche

Die Christuskirche ist ein Backsteinbau aus den 60er-Jahren. Im Inneren erinnern eine alte Tür und eine Steinskulptur an den Vorgängerbau – viele ältere Gemeindemitglieder haben ihn noch gut im Kopf und vermissen ihn bis heute.

Innen ist der Raum klar und funktional. Lorenz zeigt, wie unterschiedlich er genutzt wird – für Kindergartengottesdienste ebenso wie für Trauerfeiern. Die Lichttechnik, von einem Ehrenamtlichen entwickelt und installiert, lässt sich flexibel anpassen. Der kümmert sich bis heute zuverlässig darum.

Besonders ins Schwärmen gerät Lorenz bei der Christus-Skulptur von Gerhard Brandes über dem Altar. Kreuzigung und Auferstehung in einem Bild – der Dornenkranz wird zum Strahlenkranz. Diese Doppeldeutigkeit bewegt ihn. Er spricht davon, wie beglückend er das findet.

Auch die Bilder aus der tansanischen Partnergemeinde Patandi zeigt er gern. Die Verbindung besteht seit vielen Jahren, gegenseitige Besuche inklusive. Dass eine eher traditionelle Gemeinde wie Garstedt so viel Neugier und Offenheit zeigt, überrascht ihn bis heute – und freut ihn sichtbar.

Direkt neben der Kirche liegt das Evangelische Zentrum an der Eiche – ein kompletter Neubau, 2010 eröffnet, eng abgestimmt mit dem Kirchenkreis. Lorenz war von Anfang an dabei. Das Gelände wirkt offen und einladend. Kita, Tagespflege, Demenzbetreuung, Wohnen für Menschen mit Behinderung – hier begegnen sich unterschiedliche Lebensrealitäten. Und es funktioniert. Lorenz spricht mit Respekt über die diakonischen Mitarbeitenden – ernsthaft in der Sache, fröhlich in der Haltung. Auch wenn die Geschichten der Menschen, die hierherkommen, oft alles andere als leicht sind.

Der Friedhof – und gegenüber das Vereinsleben

Vom Kirchplatz aus biegen wir nach rechts ab. Links vom Weg: klassische Grabfelder. Weiter hinten öffnet sich eine Wiese mit rund angelegten Urnengräbern. Die Anlage wirkt offen, gepflegt, freundlich.

Lorenz erzählt, dass er hier abends mit seiner Familie spazieren geht – der Hund voraus, die Familie hinterher, und dann die Katze, die immer mitläuft. Ganz nebenbei wird deutlich, wie gut der Friedhof gepflegt ist. Lorenz kennt die Gärtner, schätzt ihre Ideen und ihr Handwerk. Eine Rankhilfe aus einem alten Trampolingestell steht irgendwo zwischen den Gräbern – pragmatisch und charmant zugleich.

Vom Friedhof aus geht es die Straße hinunter. Auf der einen Seite: das Pastorat. Auf der anderen: das Gelände der Eintracht Norderstedt, daneben eine Tennisschule. Bald steht ein DFB-Pokalspiel gegen den FC St. Pauli an – die Vorfreude ist spürbar. Lorenz mag diesen Kontrast: hier die Stille des Friedhofs, dort das volle Leben.

Das Wäldchen und der SC Norderstedt

Wir überqueren die Straße und tauchen ins Wäldchen ein. Wer mit Hund unterwegs ist, kennt diesen Weg – und Lorenz sagt, dass hier oft Gespräche entstehen, ganz nebenbei.

Am Ende des Weges liegt das Gelände des SC Norderstedt. Hier trainiert Lorenz in einer Karategruppe. Es ist einer seiner Lieblingsorte. Die Gruppe ist ehrgeizig, aber nicht verbissen. Niemand nimmt sich zu wichtig. Es wird viel gelacht – das zählt für ihn.

Das Garstedter Dreieck

Im Garstedter Dreieck reiht sich Gastronomie aneinander: zwei griechische Restaurants, ein Steakhouse, ein Dönerladen, das Café KÆF, das Café Nitt – und auch eine Kneipe. Lorenz kennt sie alle.

Mit seinen Kindern geht er ins Eiscafé Leonardo – Spaghetti-Eis ist gesetzt. Mit seiner Frau ins KÆF, wenn sie einfach mal in Ruhe sitzen wollen. Mit Seniorinnen gern ins Café Nitt – wegen des Filterkaffees im Pott, der auch heiß bleibt.

Er sagt: Wenn er jemanden aus der Gemeinde treffen will, muss er sich nur hierhin stellen – irgendwer kommt immer vorbei.

Garstedt ist ein wohlhabender Stadtteil. Die Mieten liegen bei durchschnittlich knapp 15 Euro pro Quadratmeter. Wer hier lebt, gehört meist zur weißen Mittelschicht oder oberen Mittelschicht. Das Straßenbild ist entsprechend: gepflegte Vorgärten, akkurat gehängte Gardinen. Garstedt wirkt dörflich – viele kennen sich, vieles bleibt über Jahre stabil. Und viele bleiben tatsächlich: Junge Menschen ziehen selten weg, sondern gründen später in der Nähe ihrer Eltern eigene Familien.

Die TAS

Zum Schluss gehen wir zur TAS – der Tagesaufenthaltsstätte für wohnungslose Menschen. Ein warmes Mittagessen kostet 1,30 Euro, willkommen ist jede und jeder – egal, mit welcher Geschichte.

Lorenz kommt regelmäßig vorbei. Nicht als Amtsträger, sondern weil er hier einfach gern isst: Die Atmosphäre ist offen, und oft werden hier auch leidenschaftlich politische Gespräche geführt. Die Leiterin, Tabea Müller, erzählt Lorenz, kennt viele der Spender*innen persönlich, hält Kontakt, organisiert den Alltag. Auch Carlo von Tiedemann war hier – bis zu seinem Tod – regelmäßig ehrenamtlich dabei. Ganz selbstverständlich.

Nach anderthalb Stunden endet unser Spaziergang. Wir waren in der Kirche, auf dem Friedhof, im Wäldchen, am Garstedter Dreieck und in der TAS. Martin Lorenz hat einiges über sich erzählt, aber vor allem deutlich gemacht, was ihn bewegt – und was diesen Stadtteil für ihn ausmacht.

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