03.09.2025
Kita Austausch International

Kirche fördert Vielfalt: Projekt bringt neue Perspektiven in die Kitas

Eine Frau sitzt in Finnland auf einem Felsen, vor ihr en See

Voneinander lernen

Wie kann die Ev.-Luth. Kirche in Hamburg und Südholstein dabei helfen, interkulturelle Kompetenz erlebbar zu machen in einer Zeit der Spaltung? Dort setzt das Projekt „Kita Austausch International“ an. 

In der aktuellen Zeit scheint die Kluft zwischen Menschen, zwischen sozialen Milieus und ganzen Kulturen größer denn je. Wir scheuen uns zunehmend vor Dialogen auf Augenhöhe zwischen Menschen mit weit auseinandergehenden politischen Ansichten. Nicht zuletzt Studien wie die der Diakonie und EKD zeigen: Die Bürger*innen Deutschlands empfinden eine teils tiefe Spaltung der Gesellschaft.

Wie kann die Ev.-Luth. Kirche da ansetzen? Eine Möglichkeit ist, Orte der Begegnung zu schaffen. Miteinander ins Gespräch zu kommen – womöglicher sprachlicher Barrieren zum Trotz. Voneinander zu lernen, respektvoll, offen und neugierig. Das Projekt „Kita Austausch International“ setzt genau dort an: bei der Bildung der nächsten Generation. 

Grenzen überwinden, Horizonte erweitern

Als christliche Menschen können wir überall zu Hause sein – diese Erfahrung machte die Pädagogische Leitung Karin Müller, als sie im Ausland Hilfe brauchte und kurzerhand an eine Kirchentür klopfte. Sofort bekam sie Unterstützung und zog eine Lehre aus diesem Erlebnis: Es gibt diese Gemeinschaft – alles, was wir tun müssen, ist anzuklopfen.

Aus dieser Erfahrung heraus entstand Kita Austausch International, ein Projekt, das Mitarbeitenden der Ev.-Luth. Kirche in Hamburg und Südholstein dabei helfen soll, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Sie tauchen ein in den Alltag europäischer Partner-Kitas sowie -Schulen und bringen neue Impulse zurück: neue Rituale, neue Perspektiven und vor allem ein neues und tiefes Verständnis dafür, was Akzeptanz und Vielfalt bedeutet. 

Eine bewusste Fremdheitserfahrung

Denn im ersten Schritt soll das Projekt den Mitarbeitenden eine persönliche Fremdheitserfahrung ermöglichen, erklärt die gegenwärtige Projektleiterin Luisa Baumann: „Zunächst entsteht bei den Projektteilnehmenden ein Gefühl von ‚Ich bin hier fremd. Ich verstehe nicht, wie das hier alles funktioniert‘ – und dieses Erlebnis und die Reflexion darüber ist auch gewollt. Denn das ist eine Riesenchance, nicht nur für die persönliche Weiterentwicklung, sondern auch für die unserer Einrichtungen.“

Es geht darum, andere Bildungskulturen kennenzulernen, die eigenen Methoden und Gewohnheiten zu reflektieren, sie in anderen Ländern einzubringen und vor allem Impulse aus diesen wieder nach Hause zu bringen. Rituale, Spiele, Materialien und kreative Ideen wandern so über die Grenzen hinweg. 

„Ich glaube, so etwas Besonderes werde ich nie wieder machen“

Für viele ist dieses gewünschte Fremdheitsgefühl zunächst überfordernd. „Ich habe keinen Kulturschock erwartet, er traf mich wohl auch deswegen besonders stark“, erinnert sich Erzieher Marcel. Er war im Juni 2025 für zwei Wochen in der Partnerschule CEIP Federico Romero in La Solana, Spanien. „Die ersten zwei Tage dachte ich: Ich schaffe das nicht.“ Überzeugt, man würde sich ohnehin nicht verstehen, ging er auf dem Schulhof auf die Menschen zu. „Nun, was soll ich sagen? Wir haben uns schlapp gelacht.“

Letztlich hatte er seine pädagogische Expertise einbringen können, ist in der Zeit mehr als einmal über sich hinausgewachsen. „Es war eine krasse Erfahrung, ich glaube, so etwas Besonderes werde ich nie wieder erleben. Aber ich bin auch überzeugt: Ich kann jetzt alles machen.“

Sonja war im Juni 2025 in der Partner-Kita Orivarsan päiväkoti in Orivesi, Finnland. Zu Beginn hatte sie mit sprachlichen Barrieren zu kämpfen, stellte dann aber fest, dass Kommunikation auch auf anderen Wegen möglich ist. Eine Erkenntnis, die Sonja mit in ihre Arbeit nehmen wird: „Wir benötigen noch viel mehr visuelle Unterstützung für Kinder mit Migrationshintergrund und Sprachproblemen. In Finnland wird viel mit Symbolen und Gebärden gearbeitet.“ 

Neue Impulse für die Arbeit mit den Kindern

Midsommar in Finnland, kreative Projekte in Spanien, neue Impulse für die Arbeit mit den Kindern: Jeder Austausch schenkt den Teilnehmenden des Projekts bleibende Eindrücke, persönlich wie auch professionell. „Die Kirche und der christliche Gedanke der Geschwisterlichkeit sind Ausgangspunkte des Projekts“, fasst Leitung Luisa Baumann zusammen.  

Die Fachkräfte würden Kindern und Familien mit Migrationshintergrund nach ihrem Auslandsaufenthalt oft mit einer bestimmten Grundhaltung gegenübertreten. „Das spürt man – und auch die Familien spüren das. Sie merken, dass beispielsweise ihre kulturelle oder soziale Herkunft gewertschätzt wird.“ Ganze Teams würden so ihre Sensibilität für Sprache, Herkunft und Religion stetig weiter ausbauen, so die Leiterin des Projekts. „So ein Auslandsaufenthalt gibt neue Impulse – und das kommt allen zugute.“ 

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