Doch wie kann so eine Reaktion aussehen? Zunächst kann es hilfreich sein, einfach nachzufragen, rät Karl-Georg Ohse, denn: „Wer fragt, der führt. Es kann also helfen, nachzuhaken: ‚Was hast du damit gemeint?‘ oder auch: ‚Habe ich dich gerade richtig verstanden?‘ sind hierbei mögliche Einstiege.“ Das würde es – im besten Fall – erleichtern, hinter die eigentliche These der Behauptung zu kommen. „Vielleicht geht es ja um etwas ganz anderes als die laut geäußerte rechtspopulistische Aussage.“
Diesen Ansatz vertritt auch Krischan Heinemann: Unzufriedenheit, Sorgen und Ängste seien alles Dinge, die jeder Mensch verstehen könne – „aber all das darf auch einem Realitätscheck unterzogen werden“. Meint: Versteht man selbst das Gegenüber in seinen menschlichen Emotionen, fiele es auch diesem leichter, sich und die Gefühle hinter den Parolen zu verstehen. Oft seien dann die „simplen Lösungen“ fraglich und würden weder dem Gegenüber noch sonst wem helfen.
Wichtig sei auch, die eigene Irritation deutlich zu machen, ergänzt Paul Steffen. „Dabei sollte man darauf achten, nicht zu anklagend zu formulieren, sondern möglichst unaufgeregt Haltung zu zeigen.“ Niemand müsse in solchen Momenten die überzeugendsten Argumente zur Hand haben. Meistens würden einem die guten Argumente ohnehin erst dann einfallen, wenn das Gespräch schon vorbei ist, sagt Karl-Georg Ohse. Viel wichtiger sei es, dem Entsetzen über bestimmte Aussagen den notwendigen Raum zu geben.
„Es hilft ebenfalls, auf die eigenen Erfahrungen und Sichtweisen zurückzugreifen und diese in der Ich-Perspektive zu teilen“, so Paul Steffen. Wenn also das Gegenüber verallgemeinernde Aussagen über eine Menschengruppe tätigt, ließe sich mit einem einfachen: „Das habe ich anders erlebt“ oder: „Das hört sich für mich sehr übertrieben an“ reagieren. Dies sei noch kein Frontalangriff, erklärt der Politikwissenschaftler, würde das Gesagte jedoch gut abfangen.
Und man dürfe auch „Stopp!“ sagen, betont Krischan Heinemann: „Ich kann nicht mehr zuhören, ich verstehe das nicht, ich ertrage das nicht“ – alles legitime Gründe, ein Gespräch dieser Art abzubrechen. Ein Dialog bringe nichts, wenn man selbst beispielsweise genervt oder abgestoßen ist, denn schließlich brauche man für ein gutes Gespräch Zeit, Ruhe, eine gute Atmosphäre, Raum und Bereitschaft, so der Pastoralpsychologe weiter.