Sie wünschen sich Normalität, Sicherheit und Zugehörigkeit. Sie haben erlebt, wie ihre Häuser zerbombt, ihre Familienangehörigen erschossen, ihr Alltag und ihre Zukunft zerstört wurden: Geflüchtete Menschen mussten oftmals durch die Hölle gehen, bevor sie in Deutschland ankommen. Für die meisten endet die Tortur hier nicht. „Schon ganz zu Beginn spüren sie oft, dass sie hier nicht wirklich willkommen sind“, erklärt Bärbel Dauber. Zusammen mit ihrem Kollegen Iwan Ruzanov leitet sie das Projekt „Von Anfang an willkommen“, eine Aktion des Kirchenkreises-West/Südholstein, kofinanziert aus Mitteln des Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds. Ein Ziel ist eine frühzeitige Förderung von Integration und Teilhabe bei Kindern mit Migrations- oder Fluchthintergrund.
Ein Blick auf Studien zeigt, wie wichtig die Arbeit der beiden ist: Mehr als die Hälfte der in Deutschland lebenden geflüchteten Kinder zeigen physische Belastungssymptome, sie leiden unter Depressionen und vor allem posttraumatischen Belastungsstörungen. Ähnlich erschreckend sehen die Zahlen bei Erwachsenen aus. Viele Menschen kommen mit Hoffnungen in dieses Land: auf Normalität, auf Aufnahme, Teilhabe und Schutz. Erwachsene erhoffen sich einen Arbeitsplatz, Kinder vor allem ein soziales Netz – nicht selten werden beide Altersgruppen herbe von der Realität enttäuscht. „Viele Familien hoffen auf ein sicheres, unterstützendes Umfeld, erleben aber stattdessen Isolation, Frustration und fehlende Perspektiven“, sagt Dauber. Ein Zusammenspiel, das alte Traumata weckt und neue entstehen lässt. „Und das hinterlässt bleibende Spuren und erschwert das Ankommen entscheidend.“