Verantwortung lernen

Demokratie erleben im Konfirmandenunterricht

Konifs_Rellingen

Jugendliche in Rellingen lernen Verantwortung

Wie eine Kirchengemeinde Jugendliche für gesellschaftliches Engagement und demokratische Werte sensibilisiert. 

Rellingen, nordwestlich von Hamburg. Im hellen Gemeindesaal der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde ist an diesem Frühlingsnachmittag einiges los: Lachen, leises Murmeln, neugierige Blicke durch den Raum. Eine Gruppe von Jugendlichen trifft sich hier regelmäßig zum Konfirmandenunterricht – und lernt dabei mehr als nur den Katechismus.

In einer Welt, die zunehmend von gesellschaftlicher Spaltung geprägt ist, stellt sich die Frage: Wie können junge Menschen lernen, sich in einer pluralistischen Gesellschaft zurechtzufinden und Verantwortung zu übernehmen? In Rellingen lautet die Antwort: durch eine Verbindung von Glaube und gelebter Demokratie. 

Glaube mit Haltung

„Es geht auch darum, als Christin einen Standpunkt in und zur Welt zu haben“, sagt Pastorin Inga Millon. Sie leitet die Konfirmandengruppe – und setzt auf einen Unterricht, der Jugendlichen Raum gibt, sich selbst und die Welt kritisch zu hinterfragen. Neben theologischen Fragen stehen Themen wie Zusammenhalt, Toleranz und gesellschaftliches Engagement auf dem Plan.

Ein zentrales Ziel: Demokratie erlebbar machen. Dazu gehören Projekttage und Exkursionen, etwa zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme oder zu Veranstaltungen von Brot für die Welt. Auch Workshops zu Rassismus und Diskriminierung sind fester Bestandteil des Programms. „Es geht darum, andere Perspektiven zu verstehen und das Bewusstsein füreinander zu stärken“, erklärt Pastorin Millon.

Lernen aus der Geschichte

Der Besuch in Neuengamme hat Spuren hinterlassen. „Die Insassen wurden nicht wie Menschen behandelt“, erinnert sich Ben (13). Und Johann (13) betont: „Dass so etwas nie wieder passieren darf, ist klar. Man muss die Geschichte kennen und darüber sprechen.“

Die Auseinandersetzung mit Ausgrenzung und Rassismus geht weiter – im Unterricht und in Gesprächen. „Selbst harmlose Fragen wie ‚Woher kommst du?‘ können verletzend sein“, berichtet Emma (13) nach einem Workshop zum Thema Alltagsdiskriminierung.

Für Laura (14) steht fest: „Rassismus und Demokratie passen nicht zusammen. In der Bibel steht, man soll niemanden ausschließen.“ Benett (14) formuliert es noch deutlicher: „Rassismus ist das Gegenteil von Demokratie.“ Und Leif (14) zieht ein klares Fazit: „Dann ist es auch richtig, gegen Rechts zu demonstrieren – wenn Rechts bedeutet, gegen andere Religionen und eine andere Herkunft zu sein.“

Vielfalt als Stärke

Doch was verstehen die Jugendlichen eigentlich unter Demokratie? Ihre Antworten sind vielfältig – und erstaunlich reflektiert: „Jede Meinung wird akzeptiert“, sagt Thorge (13). Laura (14) meint: „Es geht darum, andere nicht auszuschließen und Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind.“ Für Benett steht vor allem der Zusammenhalt im Mittelpunkt.

In der aktuellen Konfirmandenstunde fasst Pastorin Millon diesen Gedanken biblisch zusammen: „Wir sind ein Leib, viele Glieder“ – eine einfache, aber kraftvolle Botschaft. Sie erinnert daran, dass jeder Mensch wichtig ist und dass gelebter Glaube untrennbar mit gesellschaftlichem Miteinander verbunden ist.

In Rellingen wird diese Botschaft Woche für Woche mit Leben gefüllt – und so lernen Jugendliche nicht nur für ihre Konfirmation, sondern auch für eine demokratische Zukunft.

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