In einer Zeit, in der Kirche mit Mitgliederschwund hadert, in der die Menschen Hamburgs und ganz Deutschlands sich zunehmend isoliert fühlen, wie gelingt es der Kirchenmusikerin, hunderte Personen regelmäßig am Brunnen im Grindelviertel zu versammeln? „Zum einen über die Songauswahl. Regelmäßig dabei ist ein Opener, meist passend zur Jahreszeit. Dann ein Kinderlied, traditionelle Volkslieder, ein Fernsehsong oder ein Disney-Lied, Kultsongs, Evergreens und natürlich immer ein Gospel- bzw. Kirchenlied.“ Darf man eigene Vorschläge machen? Natürlich, antwortet Zaboli. Allerdings: „Grundsätzlich singen wir nur Lieder, die ich auch selbst mag. Und ja, ich habe auch schon Wünsche nicht erfüllt. ‚Aramsamsam‘ gibt es bei mir nicht“, sagt sie und lacht.
Wünsche erreichen sie auf unterschiedliche Weise, mal per Mail, über Instagram oder nebenbei in der Eisdiele, wenn man gemeinsam in der Schlange steht. Die persönliche Präferenz sei wichtig, erklärt die Musikerin, schließlich müsse sie die Lieder authentisch mit Begeisterung selbst singen und am Klavier begleiten. Manchmal sind Songs jedoch aus anderen Gründen unpassend. „Ich recherchiere zu den Liedern, die sich die Leute wünschen. Beispielsweise wurde ‚Kein schöner Land‘ teilweise bei Nazikundgebungen gesungen. Da sage ich klar nein.“
Gemeinsames Singen fördert das soziale Verhalten bei Kindern, insbesondere das Chorsingen wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden der Menschen aus und fördert auch den Aufbau sozialer Beziehungen – unabhängig von Alter und Herkunft. Und: Singen ist ein Politikum, insbesondere gemeinsames Singen. „Nicht umsonst ist es teilweise in anderen Ländern außerhalb vom familiären oder religiösen Kontext verboten.“ Auch in Deutschland ist nach dem zweiten Weltkrieg bis heute das gemeinsame Singen von Volksliedern ein Drahtseilakt. „Man muss sehr genau hinschauen, was man singt, gleichzeitig möchte ich das gemeinsame Singen etablieren und aufrechterhalten.“