25.06.2025
Kirche und Jugend

Mitbestimmen, wachsen, dazugehören – Kirche aus Sicht von Jugendlichen

Glaube
Der Jugendraum der Kirchengemeinde Altona-Ost

Ein Ort zum Ankommen

Kirche ist mehr als Gottesdienst: In der Kirchengemeinde Altona-Ost finden Jugendliche einen Raum zum Mitreden, Ausprobieren, Zusammenkommen. Im Interview erzählen sie, warum sie bleiben.

Kirche als Ort, an dem man gehört wird und mitgestalten kann – so das Erleben der Jugendlichen in der Kirchengemeinde Altona-Ost. Diakonin Almut Kieffer arbeitet hier gemeinsamen mit ihren Kolleg*innen an einem Treffpunkt, Rückzugsort und einer Mitmach-Plattform für Kinder und Jugendliche in einem. Wir sprachen mit ihr und den drei Jugendlichen Lisann, Jakob und Jakub darüber, was Gemeinschaft bedeutet – und warum Kirche viel mehr ist als Tradition.

Christian Schierwagen:Die Kirchengemeinde Altona-Ost bietet viele Aktivitäten für Kinder und Jugendliche an, wie den Jugendtreff oder die Jugendherbstreise. Welche Ziele verfolgt ihr mit diesen Angeboten und wie tragen sie zur Entwicklung junger Menschen bei?

Almut Kieffer:Wir möchten, dass Kinder und Jugendliche sich bei uns wohlfühlen und unsere Gemeinde als eine Art zweites zuhause erleben. Hier können sie über Probleme sprechen, Freundschaften schließen und einen Ausgleich zum Leistungsdruck in der Schule bekommen. Es ist uns wichtig, ein Ort zu sein, an dem man einfach sein kann, ohne etwas leisten zu müssen.

Außerdem legen wir großen Wert auf Partizipation: Die Jugendlichen dürfen viel mitbestimmen, etwa bei der Planung von Freizeiten oder der Gestaltung unserer Konfi-Treffen. Demokratiebildung spielt bei uns daher auch eine große Rolle – gemeinsam diskutieren, Kompromisse finden, manchmal auch zurückstecken und akzeptieren, wenn eine andere Idee besser passt.
 

Es ist uns wichtig, ein Ort zu sein, an dem man einfach sein kann, ohne etwas leisten zu müssen.

Almut Kieffer
Diakonin

Hören und gehört werden

Christian: Nun haben wir die Zielgruppe direkt mit am Tisch: Fühlt ihr euch gesehen und inwiefern nutzt ihr die Möglichkeiten der Selbstbestimmung?

Jakob: Auf jeden Fall. Gerade heute hat Almut uns im Konfi-Treffen gefragt, mit welchem Thema wir uns beschäftigen möchten. Wir können unsere Wünsche immer äußern, das wird ernstgenommen.

Lisann: Ich bin selbst noch nicht lange dabei, habe aber das Gefühl, dass wir hier alles ansprechen können – egal ob bei den Konfi-Stunden, dem Jugendtreff oder in der Teamer-Ausbildung. Unsere Meinung zählt und wir werden gehört.

Christian: Wahrscheinlich bewegt ihr euch viel auf Social Media – inwiefern unterscheidet sich das Diskutieren hier von dem, was ihr auf Instagram, TikTok und anderen Plattformen kennt?

Lisann: Hier geht es nicht darum, sich gegenseitig zu übertrumpfen, sondern um richtiges Zuhören. Und man kann offen sagen, was man denkt oder glaubt, ohne dafür verurteilt zu werden.

Christian: Was bedeutet Mitbestimmung für euch?

Jakub: Man fühlt sich stark und ernstgenommen. Jeder kann seine Meinung einbringen und es ist okay, wenn sich am Ende nicht jeder Wunsch durchsetzt. Das gehört dazu.

Almut: Spannend an eurer Generation finde ich, wie klar und respektvoll ihr in Diskussionen seid. Das ist nicht selbstverständlich.
 

Konfi-Café: Ein Ort der Begegnung auf Augenhöhe

Christian: Ein Ort für das Diskutieren und Zuhören ist wahrscheinlich das Konfi-Café – was ist das eigentlich und was für eine Idee steckt dahinter?

Almut: Das ist ein offener Treff für Konfis, der direkt nach dem Konfi-Treffen stattfindet. Hier können die Jugendlichen kickern, Gesellschaftsspiele spielen oder einfach Zeit verbringen. Es geht darum, die Kirche als „ihren Raum“ kennenzulernen und sich wohlzufühlen. 

Jakub: Ich bin gerne im Konfi-Café, weil man dort auch über andere Dinge reden kann, zum Beispiel, wie der eigene Tag war. Die Atmosphäre ist auch viel respektvoller als zum Beispiel in der Schule.

Jakob: Ich glaube, das liegt daran, dass das hier eine Kirche ist – man verhält sich automatisch respektvoller. Außerdem ist man hier freiwillig, das macht einen großen Unterschied.
 

Weitere Informationen zum Konfi-Café und anderen Angeboten finden Sie auf der Webseite der Kirchengemeinde Altona-Ost.

Kirche als Gemeinschaft

Christian: Wie seid ihr zu Kirche gekommen – ist das bei euch Familiensache?

Jakob: Vor der Konfirmation hatte ich kaum Berührungspunkte mit Kirche. Ich war mal zu Weihnachten da, sonst nicht. Dann war ich auf einer Konfirmation und fand das richtig cool und habe meine Eltern gefragt, ob ich auch eine haben kann.

Lisann: Bei mir ist es Familiensache, mein Opa war Pastor und wir gehen öfter in die Kirche. Meine Eltern fragten mich, ob ich Lust auf Konfirmationsunterricht habe und ich hatte direkt Spaß daran.

Almut: Das war schon immer so: Manche kommen aus kirchlichen Familien, andere entdecken die Kirche erst mit der Konfirmation. Wir versuchen, für jedes Alter Angebote zu machen, damit alle die Möglichkeit haben, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Christian: Was bedeutet es für euch, Teil einer Gemeinschaft zu sein?

Almut: Für mich bedeutet es, dass ich so sein kann, wie ich bin, und mich mit meinen Stärken einbringen kann. Gemeinsam kann man einfach mehr erreichen – und mehr Spaß haben.

Lisann: Gemeinschaft ist für mich ein Rückzugsort: Wenn ich Stress habe, kann ich hier abschalten und weiß, hier sind Leute, mit denen ich reden kann – oder auch nicht, wenn ich mal meine Ruhe will.

Jakub: In der Gemeinde kann man Fragen stellen – egal ob zum Glauben, zur Schule oder zu persönlichen Themen. Es gibt immer jemanden, der dir zuhört.

Christian: Was würdet ihr Menschen sagen, die noch unsicher sind, ob sie an einem kirchlichen Angebot teilnehmen sollen?

Almut: Man muss nicht alles wissen – oder alles glauben. Es ist nie zu spät, einzusteigen – egal ob als jugendlicher oder erwachsener Mensch. Es gibt keine Voraussetzungen, um dabei zu sein. Der Glaube verbindet, aber man kann auch ohne Glauben dazugehören. Was verbindet, ist die Gemeinschaft – also einfach kommen und schauen, wie es sich anfühlt.

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