Kirche & Demokratie

Was sagt Kirche eigentlich zu: Demokratie?

Menschenmenge und Fahnen bei einer Demonstration in Hamburg für Demokratie.

... und zu Demokratiefeindlichkeit?

Christlicher Glaube verpflichtet zu Haltung: gegen Ausgrenzung, für Menschenwürde.
Warum die Kirche heute klar Position bezieht – und bekennen muss.

„Als Kirchen werden und dürfen wir nicht schweigen …“

„… heute nicht und morgen auch nicht. Denn christlicher Glaube und völkisches Denken passen nicht zusammen, genauso wenig wie Kreuz und Hakenkreuz! Unser Kreuz hat keine Haken!“ Das sagte Bischöfin Kirsten Fehrs auf der Kundgebung gegen Rechtsextremismus im Januar 2024 in Hamburg. Und wenig später ergänzte sie: „Wir ziehen daraus die gemeinsame Konsequenz, vor der Wahl rechtsextremer Parteien zu warnen, weil sie Minderheiten ausgrenzen und die Demokratie gefährden.“

Für die Evangelische Kirche in Deutschland, die Nordkirche und die Hamburger Kirchenkreise ist die Demokratie eine politische Lebensform der Freiheit, für deren Grundwerte sie entschieden eintreten. Leitend ist die unantastbare Würde eines jeden Menschen als Ebenbild Gottes. Jeder Mensch ist zur Teilhabe eingeladen. Das beinhaltet auch das engagierte Eintreten gegen jede Form der Ausgrenzung und des Extremismus.

Demokratie ist Aufgabe der Kirche

Das evangelische Christentum ist durch die Überzeugung geprägt, dass jede einzelne Person für Gott einen unendlichen Wert besitzt, den sie sich nicht selbst verdienen kann oder muss. Es ist die Überzeugung, dass nicht wir Menschen über den Wert unseres Lebens befinden, sondern dass Gott es ist, der jedem einzelnen Menschen seine Identität und seinen Wert verleiht, unabhängig von seiner natürlichen Ausstattung, seinem gesellschaftlichen Ansehen oder individuellen Vermögen, auch unabhängig von seiner religiösen Leistung.

Nicht unsere Leistung, nicht das, was wir erwirtschaften und uns erarbeiten, entscheidet über unseren Wert vor Gott und damit auch über den Wert im Verhältnis zueinander: Vielmehr wird uns beides von Gott zugesprochen. 

Diese Erfahrung der Akzeptanz macht frei, Verantwortung zu übernehmen. Im Gefühl dieser Verantwortung wächst der Sinn für ein menschliches Miteinander, das den Sinn für Individualität und Vielfalt stärkt. Die Evangelischen Kirchen haben die Aufgabe, diese Vielfalt zu unterstützen und abzubilden.

Vor Gott ist jeder einzelne Mensch unendlich wertvoll und darauf angelegt, in gelungener Gemeinschaft mit anderen Menschen zu leben.

Christliche Werte und das Grundgesetz

Im Protestantismus hat sich ein Verständnis entwickelt, dass der demokratische Staat auf Basis unseres Grundgesetzes in zentralen Punkten den theologischen und ethischen Überzeugungen des christlichen Glaubens entspricht: 

Die freiheitliche Grundordnung des Grundgesetzes findet eine Entsprechung in der Freiheit, die das Evangelium von Jesus Christus den Einzelnen ermöglicht und verbürgt. Diese Freiheit beinhaltet immer zugleich die Freiheit zur Verwirklichung eigener Lebenschancen und die Verantwortung gegenüber dem Nächsten. 

Die Evangelische Kirche in Deutschland sieht Demokratie als Entsprechung zum christlichen Menschenbild, das von der Würde und Freiheit des Menschen ebenso spricht wie von seinen Begrenztheiten und seiner Anfälligkeit für Fehler. 

Gesellschaft im Wandel

Gesellschaften verändern sich stetig. Das gilt auch für rechtsstaatlich verfasste Demokratien. Ihr Bestand versteht sich nicht von selbst, sondern muss immer wieder erneuert, begründet und wenn nötig, verteidigt werden. Auch in Deutschland gibt es gesellschaftliche Entwicklungen und Tendenzen, die die fraglose Akzeptanz demokratischer Strukturen und Beteiligungsformen bestreiten.

Die Evangelischen Kirchen haben daher die Pflicht, sich demokratiefeindlichen Tendenzen entgegenzustellen, d. h., Vertrauen zu stärken, Gemeinsamkeiten auch bei politisch anderen Ansichten zu betonen und die Beteiligung in zivilgesellschaftlichen Organisationen und Parteien zu fördern.

Konkret heißt das

Als Kirche stehen wir für ein demokratisches Miteinander und eine offene und vielfältige Gesellschaft. Wir glauben, dass alle Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte besitzen. Deswegen haben wir vor der Bundestagswahl im Februar 2025 in Kooperation mit anderen Kirchenkreisen und der Nordkirche mit zahlreichen Aktionen öffentlich Stellung bezogen - um unsere Demokratie zu stärken und für unsere christlichen Werte einzutreten. Unser Motto in diesen Wochen lautete: #Demokratie stärken. Dein Kreuz für Vielfalt und Toleranz: Unsere Kirche steht für demokratisches Miteinander und christliche Werte - nordkirche.de

Auf der Themenseite der EKD zu Demokratie und Kirche finden Sie Informationen, wie sich die Einstellung der evangelischen Kirche im Verhältnis zu Politik und Herrschaftsformen seit ihren Anfängen entwickelt hat: Demokratie und Kirche – EKD

Die Institution Kirche hat nicht die Aufgabe, sich parteipolitisch zu engagieren. Doch wenn Minderheiten bedroht, Menschenrechte missachtet werden oder ein gesellschaftliches Miteinander vorsätzlich gespalten wird, dann muss sie politisch eine klare Haltung einnehmen.

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