01.09.2022
Biodiversität auf Friedhöfen fördern

Wo sich heimische Arten wohlfühlen

Lebensraum
Leuchtende Farben, summende Bienen: Blühflächen gibt es auf de Friedhof Ahrensburg an vielen Stellen.

Friedhof Ahrensburg – Vorreiter in puncto Biodiversität

Es summt und surrt, schon wenige Meter entfernt von den Wildblumenbeeten ist es zu hören und direkt vor den Blühflächen angekommen schließlich zu sehen: Unzählige Bienen tummeln sich auf den weißen und violetten Blüten.

Nicht nur Insekten fühlen sich hier wohl, der Friedhof Ahrensburg ist ein wahrhaftes Paradies für sämtliche Tierarten. Vögel, Mäuse, Eidechsen und sogar Schlangen haben hier ihr Zuhause. Ihnen einen Lebensraum zu bieten, ist das Anliegen von Andrea Sobbe. Die Friedhofsleiterin und ihr Team bewahren, erhalten und fördern auf der 18 Hektar großen Anlage die Artenvielfalt. 

Mit all ihren Bemühungen nimmt der Friedhof Ahrensburg in Sachen Biodiversität schon seit Langem eine Vorreiterrolle in Hamburg und Umgebung ein.

Das Thema Biodiversität ist für die evangelischen Friedhöfe längst kein Nischenthema mehr. Die Friedhofsbeauftragten haben dessen Wichtigkeit erkannt und setzen ihren Fokus darauf. „In Stadtgebieten sind Friedhöfe immer schon grüne Oasen gewesen. Das an sich fördert schon die Biodiversität“ sagt Friedhofsbeauftragter Dirk Abts. „Bei der Auswahl der Pflanzen und der Art der Friedhofspflege gibt es teils aber noch Luft nach oben.“

Bewahren, Erhalten und Fördern der Artenvielfalt

Im Unterholz ist hier ein Lebensraum für Mäuse und Igel geschaffen worden.

Heutzutage werden immer mehr Flächen versiegelt, die Land- und Forstwirtschaft ist intensiver geworden, und die Trockenheit nimmt zu. „All dies führt dazu, dass die Artenvielfalt abnimmt“, erklärt Dirk Abts.

Die Basisvoraussetzung, um diesem Trend entgegenzuwirken: artenvielfaltfördernde Gebiete, die noch vorhanden sind, zu erhalten. „Zusätzlich geht es darum, Flächen zu erschaffen, wo es sie einmal gab, und durch menschliche Eingriffe, wo nötig, gezielt zu fördern“, so Abts. 

Friedhofsgelände und Wald nebeneinander

Andrea Sobbe ist die Verwalterin des evangelischen Friedhofs Ahrensburg.

Der Friedhof Ahrensburg grenzt an ein Naturschutzgebiet. „Und die Tiere, die dort leben, verstehen kein Stoppschild“, sagt Sobbe lachend. Für die Tiere ist der Übergang fließend, sie fühlen sich im angrenzenden Wald ebenso wohl wie auf den Friedhofsflächen. Neben zahlreichen Tierarten lassen sich in der Parkanlage viele verschiedene Pflanzenarten entdecken. Auch ihre Vielfalt zu fördern, ist Teil des Konzeptes Biodiversität.

„Wir benutzen keine Insektizide, mähen nur die Flächen, die zu begehen sind, andere Flächen bleiben extensiv, bzw. werden nur zwei Mal im Jahr gemäht, und viele Wildkräuter werden in Randbereichen belassen, um als Nahrung für Insekten zu dienen,“ sagt Sobbe, die selbst Gärtnerin und Landschaftsarchitektin ist. 

Die Gärtnerinnen und Gärtner des Friedhofs lassen der Natur ihren Lauf und nehmen so möglichst wenig Einfluss auf das Gedeihen des Grüns. Im Herbst bleibt das Laub an viele Stellen liegen, da es wichtig für den Winterschlaf der Tiere ist. 

Natürlich ist die Arbeit und der Einsatz der Friedhofsleiterin samt Team auch ein Spagat, schließlich soll der Friedhof auch ein Erholungsort sein und etwas fürs Auge bieten. So finden sich auf dem Friedhof auch nicht-heimische Pflanzenarten, und natürlich gilt es, die Wünsche der Menschen zu berücksichtigen, die ihre Angehörigen hier beerdigen lassen. Gepflegte Gräber mit Begonien, die sehr viel Wasser brauchen, findet man deshalb auch hier in Ahrensburg. 

Doch dazwischen gibt es auch Ruhestätten, auf denen Pflanzen wachsen, die mit Trockenheit auskommen. Für den Friedhof ist das immens wichtig, denn die zunehmende Trockenheit lässt den Wasserverbrauch in die Höhe schnellen. 

Ein Spaziergang auf der Parkanlage in Ahrensburg führt auch vorbei an einer Obstwiese mit alten Sorten und Insektenhotels. Eine Besonderheit in Ahrensburg sind die sogenannten naturnahen Gräber: Eine weitläufige Wiese beheimatet mehrere Beete mit vorwiegend heimischen Pflanzen, an dessen Rändern biologisch-abbaubare Urnen bestattet werden können. 2008 wurden die ersten solcher Beete unter Bäumen angelegt, mittlerweile ist das Areal gewachsen und soll nun wegen der großen Anfrage um einen weiteren Hektar erweitert werden. 

Die naturnahen Gräber sind ein Beispiel dafür, wie Friedhöfe mit dem Trend zum sinkenden Flächenbedarf umgehen können. Weniger Verstorbene wegen des demografischen Wandels und der anhaltende Trend zu Urnenbestattungen führen dazu, dass es auf Friedhöfen immer mehr Freiflächen gibt. „Die Frage, wie man mit diesen Flächen umgeht, ist für uns zentral“, sagt Abts. „Als Kirche müssen wir schauen, wo wir in Bezug auf Biodiversität tätig werden können, und Friedhöfe bieten sich da an.“ 

Kooperationen mit dem NABU und Netzwerk Biodiversität der Nordkirche

Auf einer weitläufigen Wiese gibt es die Möglichkeit, unter Bäumen, an einer Blumeninsel Urnen beizusetzen.

Für Andrea Sobbe in Ahrensburg ist das Thema schon immer präsent gewesen, „schon bevor es in aller Munde war“. Um das Thema voranzutreiben, kooperiert sie, wie auch einige andere evangelische Friedhöfe, mit dem NABU. Das Netzwerk Biodiversität der Nordkirche nimmt sämtliche kirchliche Grünflächen in den Fokus, neben Friedhöfen zum Beispiel auch Pfarrgärten oder Außenbereiche von Kitas. 

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